Setzkasten, echt und oll

 

Setzkästen sind ja sooo achtziger. Irgendwie hatte damals jeder weibliche Teenager so ein Ding im Zimmer. Das hing dann da zwischen dem  Bravo-Starschnitt und dem rankenden Bubikopf und nahm den Nippes auf, den man so ansammelte. Meiner hatte gnädigerweise eine Scheibe davor. Kein Staubwischen.

Dann wurde ich mit 17 zum Betriebspraktikum abgeordnet, landete in einer Handsetzerei und habe da die echten kennengelernt. Die mir wegen ihrer Größe und Schwere wirklich Respekt einflößten. Gute hundert kleine Fächer, gefüllt mit bleiernen Lettern, und dir wird schlagartig klar, warum das Schwermetall heisst. Die erste Regel, die mir eingeschärft wurde, war:“Niemals mit den Händen ins Gesicht. Und vor dem Frühstück die Pfoten mit Kernseife schrubben.“ Schließlich ist das Zeug nicht nur schwer, sondern auch giftig. Mein erster „Job“ und ich habs geliebt. Die kleine Akzidenzsetzerei befand sich im Gebäude einer Tageszeitung. Die Zeitung selbst wurde natürlich schon lange im Offsetdruck hergestellt. In der alten Werkstatt fabrizierten wir nur noch die Sätze für Briefköpfe, Danksagungen und Visitenkarten. Vermutlich hat es mir so gut gefallen, weil es mir leicht von der Hand ging und ich feststellte, dass ich vielleicht doch keine zwei linken Hände habe. Oder weil mich die Schrifttypen fasziniert haben. Egal, war klasse.

Und letzten Samstag waren wir auf dem Kiezfest nebenan, und da stand er und ich konnte nicht dran vorbeigehen. Jetzt steht er im Flur, und die ursprüngliche Ausrede: „Dann kann ja das Kind seinen Tüdelkrams da drin unterbringen“, wird immer fadenscheiniger. Ich werde ihn vermutlich nicht rausrücken. Ich Achtziger-Fossil.

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Ein Arbeitszimmer für den Autor: Teil 2 (Think Bigger)

Im vergangenen Eintrag habe ich vielleicht den Eindruck erweckt, als ob die Schönste Germanin nie ein Fuß ins Arbeitszimmer setzt. Nichts könnte falscher sein: Tatsächlich ist sie ständig dort, nämlich immer wenn sie einen großen Monitor braucht. Dann sitzt sie am Eck-Schreibtisch. Nochmal: Vor meinem Monitor an meinem Schreibtisch. Dann kann ich aber nicht vor meinem Monitor an meinem Schreibtisch sitzen. Ich habe vorgeschlagen, einen zweiten großen Monitor zu kaufen — mit 200 Euro ist man schließlich dabei — der dann unauffällig im Esszimmer deponiert werden kann. Aber nein, sagt sie, wozu zwei Monitore?

Wer sich jetzt fragt, ob hinter dem ganzen Projekt nicht eine gewisse Neigung zu Territorial-Verhalten steckt, dem sei gesagt: Und wie. Aber nach zehn Jahren ist klar, dass diese Tendenzen nicht weggehen werden, und außerdem ist das Arbeitszimmer ganz unabhängig von meinen therapiebedürftigen Neigungen inzwischen wirklich nicht tragbar.

Wie sehr nicht tragbar, hat sich beim Abriss des alten Schreibtisches brutal deutlich herausgestellt. Das schwarz-weiße Holz im 80er-Look ist wirklich furchtbar, fast so schlimm wie meine Frisur damals. Der Teppich ist nicht nur dreckig, sondern bei hellem Licht betrachtet an einigen Stellen schlicht durch. Reißt man es hoch, findet man das billige Laminat der Vorbesitzer, und die Dämmung dadrunter ist, wie uns ein Bekannter mit Ahnung bestätigt hat, bestenfalls schlecht. Außerdem gibt es neue Vorschläge für das Zimmer: Könnten wir nicht einen großen Tisch für Brettspiele oder die Puzzle (Themen: rosa Einhörner, rose Sterne, rosa Blumen) von Kind Nummer Eins gebrauchen?

 

 

Mit dem Akkuschrauber spielen und dabei auf dem Tisch stehen? Klar helfe ich mit!

 

Sprich, wenn wir schon anfangen, das Zimmer umzubauen, sollten wir es vielleicht gleich richtig machen. Alle alten Möbel und Regale raus, den alten Teppich raus, das alte Laminat raus, die alte Dämmung raus, und von vorne anfangen mit guter Dämmung, mit einem neuen Fußboden und etwas Farbe an die Wände, die nicht sofort wieder mit Regalen zugebaut werden. Das wird natürlich länger dauern, aber hey, was will man sonst im Herbst machen, Blogeinträge schreiben? Genau.

Während im Hintergrund Bücher geschleppt und Regale abmontiert werden, werden wir hier über die Pläne erst im Allgemeinen und dann im Speziellen sprechen. Damit das leichter zu verfolgen ist, hier ein schlechtes Foto meiner schlechten, aber grob maßstabsgetreuen Arbeitsskizze des Raumes:

F steht für Fenster, T steht für Tür

 

Das Achteck ist oben links, der noch verwendete Schreibtisch in der Ecke oben rechts. Die Maße sind alle grob, besonders im Achteck, das wie gesagt nicht perfekt gemauert wurde. Die ganzen Bleistiftlinien können erstmal ignoriert werden – das ist alles noch nicht ausgereift. Aber man hat bekanntlich viel Zeit zum Denken, wenn man Dinge von Raum zu Raum schleppt …

 
Fortsetzung hier

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Die Geschichte vom Sofa

 

Unser Sofa war mal neu, elegant-grau und sehr bequem. Der Bezug fühlte sich an wie ein Leinen-Sommeranzug und darunter tummelten sich Federn über dem Schaumstoff, es war einfach nur kuschlig. Aber der Zahn der Zeit, er nagt. Der rote Farbfleck vor der Chaiselongue geht jetzt in die dritte Klasse und hat in der Zwischenzeit sehr interessante Experimente mit blauer Schuhcreme durchgeführt. Ja, auch auf dem Sofa. Fragt einfach nicht.

 

 

 

Außerdem haben wir alle zusammen so viele Filmabende auf dem besten Stück verbracht, dass sich in der Lieblingsecke eine Hinterteil-förmige Delle befindet. Die auch beim gründlichsten Aufschütteln und Abklopfen nicht verschwindet. Die Nähte haben sich verzogen und sehen abgeschabt aus und insgesamt sieht es aus wie Tante Daggis Lieblingsteddy: ziemlich abgeliebt. Es ist nicht mehr schön und soll so nicht bleiben. Was nun?

 

 

Weil es nur die Auflagen sind, die so sehr gelitten haben, das Gestell und die Rückenkissen aber noch ziemlich in Ordnung sind, sträubte sich bei mir alles dagegen, ein komplett neues Sofa zu kaufen. Schöne, neue, die lange halten, sind unendlich teuer, haben wir festgestellt. Und wenn also nur die Auflagen hinüber sind, sollen auch nur die ersetzt werden. Einen Polsterer hab ich gefunden, sogar in der Nähe, gute Kritiken von fern und nah hat er, aber eben wenig Zeit. Jetzt sind wir uns recht schnell einig geworden, wie die neuen Polster aussehen sollen: dicker, fester und schwerer, als die alten, damit sie nicht so schnell rutschen, der Stoff wird etwas dunkler. Und eigentlich sollten sie schon fertig sein…

Handwerker mit vollen Auftragsbüchern sind ja ein Segen. Für die Wirtschaft. Nicht für mein Sofa.

 

 

Fortsetzung folgt.

 

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Sunshine – Der Mutter-Tochter-Cocktail

Auf der fünften und hoffentlich wohl letzten Hochzeit dieses Jahres gab es Cocktails. Der liebe Mike hätte vermutlich schreiend das Weite gesucht- oder die Bar an sich gerissen- aber lecker war es letztlich doch. Am besten kam bei der völlig unrepräsentativen, innerfamilären Jury am Ende der einzige ohne Alkohol weg, der Sunshine. Jetzt weiss ich nicht genau, wie sie den dort gemixt haben, aber spätere Recherche ergab in etwa folgendes Rezept:

4 cl Ananassaft, 6 cl Orangensaft, 2 cl Zitronensaft und 2 cl Maracujasirup.

Eigentlich müsste hier jetzt stehen “ mit Eis in einen Shaker geben, und mit flüssigen Bewegungen aus dem Handgelenk und mit einem strahlenden Lächeln mindestens solange schütteln, bis der Shaker außen anläuft“, aber – es wurde nicht geshaked. Nope, kein Shaker in Sicht. Auch Eis hab ich nicht gesehen. Die junge Dame kippte alles in ein Glas, Strohhalm rein und fertig. Aber gelächelt hat sie schon.

 

Ein schönes Wochenende und bis Montag!

 

 

PS: Eine Variante mit Grapfruitsaft klingt vielversprechend, wäre allerdings vermutlich mehr was für die die Mutter, als für die Tochter.

 

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Gimme Five – grüne Lieblinge

Mit Pflanzen ist das ja so eine Sache – bei manchen geht alles ein obwohl sie sich ein Bein ausreissen und andere gucken sie nur an und zuppzerupp steht auch das mickrigste Grünzeug in schönster Pracht da.

Und als ob das nicht schon seltsam genug wäre, geht es bei mir noch komplizierter. Draussen bringe ich fast alles zum Erblühen – es sei denn, mir fährt ein extrem früher oder später Frost in die Parade. Drinnen muß der Autor hingegen gerne mal als Pflanzenretter einspringen. Ich kann halt nicht auf Eingetopftes unter 7 Litern Volumen.

Und dennoch gibt es eine kleine tapfere Pflanze, eine Orchidee, die beschlossen hat, dieses Gesetz ausser Kraft zu setzen. Ich habe sie blühend letzten Herbst zu meinem Geburtstag bekommen. Irgendwann warf sie ihre Blüten ab und die Stengel ragten kläglich in die Luft. Ehrlich gesagt bin ich einfach nicht dazu gekommen, sie wegzuwerfen. Woraufhin sie beschlossen hat, doch noch mal wieder anzufangen. Und so sieht sie im Moment aus.

 

Wobei das Peanuts gegen unsere Grüne-Daumen-Königin Birgit ist. Die gibt sich ja nicht mit einer Orchidee ab, sondern hat derer gleich neun (in Zahlen: 9!) und sie sagt:

Meine Lieblingsblume/n im Haus sind seit über 10 Jahren die Schmetterlingsorchideen. Mit den Jahren haben sich auch noch 2 andere Arten dazwischengemogelt. Heutzutage sind diese Blumen ja schon sehr gewöhnlich, kein Discounter, der sie nicht zweimal im Jahr für 5 Euro auf den Markt wirft. Für mich sind sie aber immer noch unübertroffen was Anspruchslosigkeit und Blühwilligkeit betrifft. Sollten sie auch, denn viel Fürsorge gibt es bei mir nicht. Alle 5-10 Tage ein Schluck Wasser und alle drei Monate mal die alten Rispen abschneiden.

 

Da lob ich mir doch Simone, die in etwa meine Philosophie der Innen-Pflanzenbetreuung hat: Ich habe genau drei Zimmerpflanzen. Alle von der eher robusten Sorte. Dreimal dürft ihr raten, warum. Diese hier war ein Hochzeitsgeschenk. Damit ist sie nicht nur die Trägerin der Goldmedaille für’s lange Durchhalten, sondern hat auch noch eine sentimentalen Wert. Ja, schön ist was anderes.

 

 

Was ganz anderes ist das natürlich bei unserem Pflanzenexperten Thomas – der hat eine Lieblingspflanze von der ich bis dato noch nie was gehört hatte – aber die Bogenhanfpflanze Sansiviera ist schon sehr imposant, find ich. Genauso wie die seiner Frau und unserer Fotographin Sandra. So eine Passionsblume hat schon was erhabenes, irgendwie.

 

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Goodie für Erwachsene – Sehr beschwipste Erdbeeren

Ich bin ja noch die Wodka-Beeren schuldig, die mir so einen netten Cocktail beschert hatten. Wobei das wirklich eher ein Juni Leckerli ist, wenn die Beeren gerade wirklich gut sind. Ich hab es im August gemacht und das war eher grenzwertig.

Also, man putzt die Erdbeeren sehr sorgfältig, läßt aber das Grüne dran. Dann badet man die Beeren einen Tag lang in gutem Wodka. Nach dem Rausholen vorsichtig trockentupfen und auf Küchenkrepp trocknen lassen. In der Zwischenzeit Schokolade vorsichtig schmelzen, ich habe eine relativ hochwertige 70%ige genommen, aber das ist Geschmackssache. Die Erdbeeren dann entweder eintauchen oder vorsichtig übergießen und wieder trocknen lassen. Das Servieren kommt auf einem weißen Teller besonders gut, hab ich festgestellt.

Warnung: Zwei bis drei von solchen Früchten und man sollte vielleicht keine geistig hochanspruchsvollen Tätigkeiten versuchen auszuüben.

Zuerst gesehen habe ich die süsse Früchtchen übrigens hier.

 

 

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Weekday Veggies

Hallo, ich bin Simone und ich bin ein Weekday Veggie.

Ja, sowas gibt es wirklich. Das sind die Typen, denen ein fleischloser Tag pro Woche nicht reicht, auch wenn die Idee, weniger, deutlich weniger Fleisch zu essen als zuvor, natürlich die gleiche ist. Zu diesem Zweck versuche ich (und mein Mann macht mit), unter der Woche auf Fleisch und Wurst zu verzichten. Das funktioniert gut, wenn man daraus kein Dogma macht, und dann natürlich den Rest vom Gulasch auch noch am Montag isst. Angestrebt wird, dass das wenige Fleisch, was man dann doch noch isst, aus artgerechter Haltung stammt und man durch die Reduzierung der Menge den höheren Preis wett macht.

Und warum das Ganze? Weil mir beim Gedanken an Massentierhaltung übel wird. Nicht nur, weil das den Tieren wohl kaum gefallen dürfte. Sondern auch, weil die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt katastrophal sind.

Schuld ist Mark Bittman. Der Food-Kolumnist der New York Times hat in einem der fast immer sehr sehenswerten TED-Talks ein sehr engagiertes Plädoyer für einen geringeren Fleischkonsum abgeliefert, das bei mir sehr, sehr lange nachhallte. Und zwar auch, oder vielleicht gerade deshalb, weil er gleichzeitig erklärte, er habe überhaupt keine Ambitionen, zum Vegetarier zu werden. In einem Vortrag von knapp 20 Minuten erläutert er mal eben locker die amerikanischen Ernährungsgewohnheiten der letzten gut 100 Jahre, gesteht, dass er „richtigen“ Spinat und Brokkoli erst mit 19 Jahren gegessen habe und dass die Koch-„Künste“ seiner Mutter der beste Anreiz waren, wirklich kochen zu lernen. Und dazwischen Daten, die mich damals umgehauen haben. Dass 70 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche dieses Planeten vom Viehzeug belegt sind. Dass das liebe Vieh mehr Treibhausgase verursacht als der Verkehr. Und dass es in mehreren Bundesstaaten ein Gesetz gab, nach dem Margarine pink gefärbt sein musste, damit man sie als Fake erkennt. Sehr deutlich machte er, dass es bei 10 Milliarden Stück Vieh, die pro Jahr zu Nahrungszwecken getötet werden (und das ist nur der Wert für die USA), gar nicht in erster Linie darum geht, dass hier Tiere systematisch gefoltert werden, sondern zuerst darum, den Planeten vor der daraus resultierenden schleichenden Katastrophe und die Menschheit vor den selbst herbeigeführten Epidemien zu retten. Wenn man das geschafft hat, kann sich bei dem dann noch verbliebenen Viehbestand mehr Mühe geben. Er spricht sich leidenschaftlich für echte Nahrung aus und hat mich nachhaltig beeindruckt.

In der Folge bin ich an verschiedenen Stellen auf dasselbe Prinzip gestoßen, ob nun das Lob des Sonntagsbratens gesungen wird oder unter Halbzeitvegetarier.de beschworen wird, dass zwei halbe Vegetarier zusammen schon ein ganzer sind. Das Ziel ist dasselbe: weniger Fleisch, dafür besser essen.

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Ein Arbeitszimmer für den Autor: Teil 1 (Was bisher geschah)

Dieser Eintrag ist der Anfang einer Serie über ein Projekt von mir, auf das ich mich seit Jahren freue: Den Umbau des Arbeitszimmers im Keller. Und das nicht nur, weil es in seinem jetzigen Zustand fast eine Ehekrise hervorgerufen hat. In den kommenden Wochen (gut, wohl eher Monaten) werde ich die Entwicklung hier dokumentieren und die Ideen dahinter erläutern.

Was bisher geschah:

Als wir in das Haus einzogen, brauchten wir schnell ein Arbeitszimmer. Es bot sich ein Raum im Keller an, genauer, im Tiefparterre. Vom Aufbau her kann man es sich wie ein Rechteck vorstellen, in das man unten rechts hineinkommt. An der oberen linken Ecke ist ein Achteck angebaut, so dass die Wände dort aus fünf der acht Seiten gebildet werden. Es gibt drei Fenster, alle an der linken Seite, zwei davon im Achteck. Die Heizung steht unter dem Fenster an der linken Wand des Rechtecks, unter dem dritten Fenster.

Das Achteck kurz vor der Fertigstellung im November 2002



Schon damals war natürlich der erste Gedanke, in das Achteck eine rundherum laufende Tischfläche einzubauen. Alles andere ist offensichtlich uncool. Dummerweise konnten wir das so nicht machen:
Wir sind davon ausgegangen, dass wir beide in diesem Raum arbeiten wurden, in trauter Zweisamkeit. Aber zwei Leute passen nicht in die Runde, selbst dann nicht, wenn sie so verliebt sind wie wir.
Das Zimmer wurde in den Tagen von Röhrenmonitoren und Desktop-Gehäusen gebaut. Deswegen mussten die Tische und Regale tief sein. Auch das nahm zu viel Platz ein.
Es musste schnell gehen, und Dinge in Achtecke zu bauen geht gar nicht schnell, besonders wenn die Winkel nicht präzise gemauert wurden und die Wände leicht schief sind.
Es musste billig sein, denn wir hatten kein Geld. Deswegen wurden insbesondere alte Holzreste verbaut.

Punkt 1und 2 führten dazu, dass wir meinen Schreibtisch rechts oben in die Ecke des Rechtecks gebaut haben, und zwar quer. Durch die Schräge hatten selbst große Monitore (nach damaliger Vorstellung) Platz, und die Lautsprecher auf beiden Seiten dröhnten richtig gut durch den Schädel. Dieser Teil ist gar nicht so schlecht geworden, und ich sitze bis heute gerne da. Alles natürlich etwas klein.

Der Eckschreibtisch im Aufbau. Das Telefon geht schon

 

Der Schreibtisch für die Schönste Germanin kam in die linke Seite des Rondells. Mir ist das Licht egal – Leute, Monitore leuchten von selbst – aber sie wollte unbedingt am Fenster sitzen. Zwischen uns, an der rechten Seite des Achtecks, standen Bücherregale und später ein Drucker. Mehr Bücher stehen in Regalen an der rechten und unteren Wand des Rechtecks. Der ganze Aufbau dauerte etwa zwei Wochen intensiver Arbeit und verschlang so ziemlich alle unsere alten schwarz-weißen 80er Jahre Möbel- und Holzreste. Ja, so etwas war mal modern.

Der fast fertige Eckschreibtisch. Man beachte die ergonomische Cherry Tastatur.


Dumm nur: Punkt 1 war ein Griff ins Klo. Die Schönste Germanin hat vielleicht zwei Mal an ihren Schreibtisch gesessen, wenn überhaupt. Es stellt sich heraus, dass sie am liebsten am Esszimmertisch arbeitet, wo sie aus dem Fenster ihren Garten betrachten kann. Fürchterlich: Richtig arbeiten kann man doch nur, wenn man die Tür hin sich zumachen und die Welt aussperren kann.

Wie auch immer, das Zimmer hat sich jetzt etwa zehn Jahre kaum verändert. Richtig genutzt wird nur mein Schreibtisch in der Ecke oben rechts. Auf ihrem Tisch steht das Keyboard von Kind Nummer Eins und der uralte iMac, den die Kinder gelegentlich benutzen. Der ganze Rest des Zimmers, einschließlich des Achtecks, hat sich zu, nun, “unstrukturierten Stauraum” entwickelt. Das sieht etwa genauso aus, wie man es sich vorstellt. Nein, Fotos gibt es nicht.

Auch Punkt 2 ist überholt. Aus den tiefen Röhrenmonitoren sind Flachbildschirme geworden, der Server im großen Gehäuse ist zu einem kleinen, geräuschlosen NAS im Regal mutiert und weder die Schönste Germanin noch ich haben noch Desktop-Rechner, sondern nur noch unsere MacBooks.

Zusammengefasst: Der Raum war schon damals eine ziemliche Fehlplanung und heute stimmt gar nichts mehr.

Die gute Nachricht: Punkte 3 und 4 gelten auch nicht mehr so richtig. Wir haben Zeit genug, um den Raum in Ruhe umzubauen. Außerdem ist etwas mehr Geld da – nicht gerade viel, aber immerhin so viel, dass wir das schwarz-weiße Zeugs herausreißen und durch echtes Holz ersetzen können. So lange es nicht Eiche sein soll.

Und davon handelt diese Serie: Wie ich aus einem verunglückten Arbeitszimmer etwas Wunderbares mache. Wie ich das machen will, erkläre ich im nächsten Eintrag.

Fortsetzung hier

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Fundstücke (jedenfalls fast alle) – Im Dunkeln läßt es sich gut munkeln – Gartenfeuer

Der Herbst kommt früh dieses Jahr, es wird früher dunkel (ok, an manchen Tagen wird es auch jetzt schon gar nicht wirklich hell) und kalt wird es auch. Und damit kommt, man mag es kaum glauben, die schönste Zeit abends für meine Kinder.

Jetzt kommt nämlich die Zeit von gerösteten Marshmallows und Stockbrot über unserer Feuerschale. Es gibt wirklich wenig Schöneres und Gemütlicheres als sich abends an einem Herbsttag, der vorzugsweise sonnig war,  mit Freunden und Familie um ein Feuer zu sitzen, einen heißen Punsch in der Hand und zu klönen.  Im Großen machen wir das jedes Jahr zu Halloween und im kleinen immer mal wieder, wenn den Kindern danach ist.

 

Nun hat ja in den letzten Jahren die Anzahl und Variosität der Feuerschalen unglaublich zu genommen. Wir beschränken uns heute nur auf die Klassiker, Feuerskulpturen kommen später – versprochen.

Zwar gibt es auch die schon mit Parrafin und Öl, aber ich persönlich finde ja, es geht absolut nichts über eine schwere Schale, in die ein paar ordentliche Scheite Holz gehören – und zwar nicht zu wenige, ich will ja kein kümmerliches Glimmwerk sondern ein echtes Feuer für große Kinder. Diese meine Feuerschale ist übrigens ein ganz besonderes Stück. Es gibt sie nur einmal auf der ganzen Welt und ist von einem Freund zu meinem 40ten Geburtstag gemacht worden. Da das ganze eine eher kurzfristige Aktion war, hat er vor der Party ungefähr acht Stunden von früh morgens dran gesessen. Und sie gehört mir. Mir ganz allein und nein, ich leihe sie nicht aus.

 

Aber es gibt andere, schöne, käuflich zu erwerbende Teile.

 

Quelle: Ehnert

Wie man an dem einen oder anderen Post von mir vielleicht schon gemerkt hat, ich mag es sehr urig. Wirklich moderne, durchdesignte Stücke finden sich bei mir eher nicht. Auch und schon gar nicht im Garten. Ich da mag ich es sehr urig, daher gefällt mir auch diese relativ einfache Schale von Ehnert sehr gut, die auf einem einem mehr oder minder sehr roh bearbeiteten Holzblock steht. Es hat etwas sehr Bodenständiges und ich finde die Idee klasse, eine Feuerschale einfach auf einen Baumstumpf – künstlich angelegt oder von der letzten Fällaktion stehen geblieben – zu stellen.

 

Quelle: Wodtke

Wobei es durchaus schöne Designstücke gibt. Die gebogene viereckige Schale von Wodtke zum Beispiel hat es mir auch angetan. Ich mag sie, weil sie eben nicht laut „Teures Designerteil“ schreit, sondern sich einfach überall einpasst. Diese Feuerstelle würde sowohl in meinen etwas, eh, naturbelassenen Garten passen wie auch in einen durchgestylten, minimalistischen. Ich finde es gut, wenn man sich nicht mit dem Kauf eines Teils auf den Stil des gesamten Gartens festlegt. Außerdem hätten dann meine der Moderne zutanen Freunde endlich mal was zu schauen, was sie nicht die Augen verdrehen liesse.

 

 

 

Quelle: Ernst

 

Mittlerweile ist man auch nicht mehr nur auf Metall festgelegt. Mag man beispielsweise die mit der Zeit unweigerlich kommende rostige Patina nicht, dann ist man mit einer Keramik-Schale gut aufgehoben. Die Zeiten, in denen man Angst haben mußte, daß das Material nach ein paar Stunden Gebrauch springt, sind auch vorbei – man sollte beim Hersteller nur drauf achten. So sehr ich Metall mag, ich finde so eine „Ton-Schale“ von Ernst macht sich neben oder inmitten von Pflanzenkübeln auch sehr urig. Solange man genug Abstand hält und die armen Blumen nicht abflämmt – das will ja auch keiner.

 

 

Und nachdem meine Kinder mir beim Schreiben dieses Artikels über die Schulter geschaut habe, steht auch fest, was wir den nächsten, trockenen Abend machen werden. Meine Tochter verteilt schon mal die Marshmallow-Stöckchen.

 

 

 

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Cocktail der Woche – Was von der Beere übrig blieb

Manchmal entstehen bei der Herrstellung von Lebensmitteln „Abfallprodukte“, die zu schade zum Wegwerfen sind. So geschehen bei meinen Vodka soaked Berries coverd in Chocolate – meinen in Wodka getränkten, mit Schokolade überzogenen Erdbeeren. Selbige badeten nämlich einen Tag in Wodka und der wiederum roch so gut, dass ich ihn erstmal aufbewahrte.

Heute kam er dann zu seinen Ehren. Der Tag war hart und verlangte nach einem einfachen, aber effektiven Drink auf der sonnigen Terassentreppe. Dafür nahm ich 30ml Erdbeer Wodka – und ich weiß wirklich nicht mehr, welchen ich genommen habe, nur, daß er nicht so ganz billig war, 15ml Zuckersirup – was vielleicht einen Tad zuviel war, ich werde den nächsten mit 10 probieren und 15ml frisch gepressten Zitronensaft mangels Limette. Das Ganze mit vier Eiswürfeln lächelnd gut durchschütteln und auf zwei frische Eiswürfel abgießen.

Es war genau das, was ich heute gebraucht habe. Unaufgeregt, schnell und gut. So gut, daß ich noch schnell probieren werde, wie das Getränk denn so im Sonenuntergang schmeckt.

Ich wünsche ein schönes Wochenende und bis Montag!

 

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