Der beliebig erweiterbare und frei kombinierbare 50-Liter-Garten

Der regelmäßige Leser wird wissen, dass es im Hause Stevenson gewisse Spannungen bei der Nutzung des Gartens gibt: Sabine pflanzt Blumen, ich pflanze Gemüse. Dummerweise ist das Ganze ein Nullsummen-Spiel, denn wo Rosen stehen, kann kein Mais hin, und die Erbsen wuchern das Steinkraut zu. Es kommt dann zu Situationen wie in diesem Jahr, als von unter den Radieschen plötzlich irgendwelche Monsterblumen durchbrachen. Oh, heißt es dann unschuldig. Die waren dann wohl doch mehrjährig. Wer hätte das gedacht?

In solchen Situationen wird man erfinderisch.

Im Baumarkt gibt es schwarze, etwa kniehohe 50-Liter-Kübel. Füllt man sie bis knapp unter dem Rand mit Erde, kommt pro Eimer eine Fläche von etwa einem Achtel Quadratmeter heraus. Wir haben inzwischen sechs davon, in unauffälligen Etappen gekauft. Bedenkt man, dass der Pädagogische Gemüsegarten gerade um die sieben Quadratmeter groß ist, ist das schon etwas. So ein Kübel kann jeder auf seinem Balkon stellen, auch wenn vermutlich einige Leute dafür ihre Bierkästen zur Seite räumen müssen.

Ja, aber was will man denn bitte als Gemüsebauer mit einem Achtel Quadratmeter?

Zuerst muss man gerade diese Einschränkung das als Herausforderung sehen. Bei den Amis spricht man von dem Prinzip des square foot gardens (entspricht etwa einem Zehntel Quadratmeter), wenn auch nicht in Kübeln, sondern in Kisten auf der Erde. Die Frage lautet dann: Was kann ich denn auf so einer kleinen Fläche züchten? Radieschen, das ist klar (diesmal aber sicherstellen, dass dadrunter keine Blumenzwiebeln versteckt sind). Auch Karotten, Buschbohnen und Salat sind nicht die ganz große Herausforderung — man muss zwar viel eher gießen als bei Gemüse im Boden, aber das war es auch.

Aber was mit Kartoffeln? Schon schwieriger, denn bekanntlich müssen die Samenkartoffeln etwas tiefer in die Erde, und später häuft man um die Triebe kleine Hügel auf, um die wachsenden Knollen von Licht zu schützen. Im Pädagogischen Gemüsegarten ist entsprechend einer Variante der Drei-Felder-Wirtschaft immer ein Drittel für Kartoffeln reserviert. Dort ist das kein Problem. In dem 50-Liter-Eimer kämpft man schon etwas. Bislang ist die Eimer-Ausbeute etwa halb so groß wie die auf dem freien Feld. Aber wir arbeiten daran.

Kübel sind auch der beste Ort für Experimente, die man erstmal nicht in seinem Hauptbeet vornehmen will. Nehmen wir „Biokohle“ (biochar), eine Variante von Holzkohle, die nicht nur bessere Ernten ergeben, sondern auch gleich die Welt retten soll. Im Kübel kann das erstmal im Kleinen getestet werden ohne Angst haben zu müssen, dass Zeug nicht mehr aus dem eigentlichen Garten zu bekommen (außerdem bleibt die Schweinerei durch den schwarzen Staub begrenzt). Das gleiche gilt für andere Verfahren der Bodenverbesserung (soil building) wie verschiedene Arten von Gründünger – Klee oder Buchweizen zum Beispiel.

Es gibt natürlich auch größere Kübel. Aber 50 Liter scheint das Volumen Erde zu sein, das Normalsterbliche bequem zu zweit herumschleppen können, ohne sich gleich einen Bruch zu heben. Dann ist es viel einfacher eine Ecke zu finden, in der alle mit dem Kübel leben können — und wenn es hinter den Rosen ist.

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Cocktail zum Wochenende

In einem früheren Leben fand ich Rosé-Wein doof. Nicht Fisch und nicht Fleisch. Entweder ich trink Weisswein oder Rotwein. Punkt.

In einem früheren Leben hatte ich auch noch keinen tollen und duftenden Balkon in der Abendsonne. Und ich hatte gemeinhin nicht so stressige Tage wie heute mit Kind und Haus und Mann und Garten und überhaupt.
Heute weiß ich einen eisgekühlten Rosé zu schätzen, den ich einfach mal trinken kann, wenn die Kinder schon im Bett liegen und noch CD hören. Nichts Besonderes, aber einfach nett zum Entspannen für eine viertel Stunde. Oder eine halbe. Oder so.

Ein schönes, langes Wochenende und bis Dienstag!

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Gimme Five – warm, weich und kuschlig

Jeder hat sie: Kuschelige, muschlige, warme, flauschige Decken.

Aber ich habe eine Schwiegermutter, die die Dinger selbst macht. In Handarbeit, Stich für Stich. Quilts sind eine amerikanische Tradition, die für mich als Handarbeitslegasthenikerin eher was mit Kunst denn mit Alltagsgegenständen zu tun hat.

Und weil ich so eine liebe Schwiegertochter bin, haben wir einzweidrei ganz viele dieser Decken – so an die 25 mögen es mittlerweile sein. Sie teilen sich auf in Deko- und Gebrauchsquilts. Nicht falsch verstehen, die für die Wand finde ich toll. Aber ohne meine Kuscheldecken könnte ich nicht mehr. Nie nicht. Sie haben bei uns sogar Namen.

Ich habe vorhin vor unserem Quilt-Hotel gestanden und mußte ja nun auswählen, welche meine top 5 sind. Keine leichte Wahl, wirklich nicht. Aber hier sind sie:

1. Bett-Quilt:

Es liegt seit schon immer auf unserem Bett. Tagsüber als Tagesdecke, nachts über der Bettdecke oder auch gerne mal als alleiniges Warmhalte-Teil, wenn kleine Hände und Beine uns die eigentlichen Daunendecken klauen. Wäre sie nicht da – ich wäre schon mehr als einmal den Erfrierungstod des Nachts gestorben.

2. Color-Quilt

Ich bin ja eher für gedecktere Farben. Eigentlich. Aber als ich das gesehen habe – ich mußte es haben. Es war eines der ersten, die unter der Sonne Arizonas gefertigt wurden. Meine Schwiegermutter wurde inspiriert von der Sonne und den Farben dort. Es leuchtet. Nicht nur da, sondern auch hier. Man schaut es an und man hat gute Laune. Auch und gerade bei Drisselwetter.

3. Sleepy-Quilt

Ist acht Jahre alt, verwaschen und an den Seiten mittlerweile durchgescheuert. Es ist das Quilt meiner Tochter, das sie zur Geburt bekommen hat. Was das Schnuffeltuch für andere Kinder ist, mein Kind ist ohne ihr Kuscheltier und diese Decke nirgendwo hingegangen. Dieses Teil wurde überall mit hingeschleurt und hat schon eine Menge mitgemacht – dementsprechend sieht es allerdings auch aus, da es natürlich mehr als irgendein anderes hier in diesem Haushalt gewaschen wurde. Und es wird immer noch heiß geliebt.

4. Bettel-Quilt

Selten hat sich mein Mann so für mich geschämt, wie für meine Beschaffungstaktik dieses Quiltes. Auch hier haben mich die Farben in ihren Bann gezogen. Blau, Türkis und Weiß – unglaublich kontrastreich. Ich wollte dieses Quilt! Koste es, was es wolle. Leider hatte ich Konkurrenz in der Familie, denn sie wollten es alle. Und so ließ ich in jedes Gespräch enfließen, wie toll es ist. Und das ich ja diejenige war, die Schwiegermutter das erste Enkelkind geschenkt hat, nicht wahr? Und wer hat gleich den Umzug organisiert? Vielleicht noch ein paar Muffins? Hat geklappt. Es ist die Schönheit in unserem Bestand.

5. Mein Quilt

Mein allererstes Quilt. Ich habe es zu Weihnachten von meiner damals noch Schwiegermutter in Spe bekommen, als ich gerade mal verlobt waren. Als ich es bekam, hab ich geheult. Es ist kuschelig, es ist weich und es gehört mir. Nur mir. Und ausser wenn eines der Kinder oder der Autor mal krank ist, bekommt es auch kein anderer. Es ist das schönste und tollste Quilt dieser Welt.

Und nope, sie sind nicht zu verkaufen. Und die beste Schwiegermutter auch nicht.

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Zu Besuch in London. Heute: Asiatisch essen für Profis.

Eigentlich wollte ich einen Freund besuchen, früher mal Kellner. Also richtig, mit Lehre und so. Nicht sowas wie die Tischdienste und Gebäckträger, die hier in Berlin rumlungern arbeiten.
Nach einigen Stationen ist er dann vor Jahren in London hängen geblieben. Und hat Karriere gemacht.
Also: auf ein langes Wochenende gewartet, alle Termine freigehalten und mit der Besten Blondine und dem Kleinen Mann nach London geflogen. Saurier gucken, shoppen, was muss, das muss….

Und ein nettes kleines Chinesisches Restaurant findet sich auch hinter dem Tor.

Authentisch, lecker, preiswert und sie sprachen sogar englisch (das ist neu).
Schade, dass es im Supermarkt keine Spezialitäten mehr gab.

Das Foto wollte ich am nächsten Tag mit echten Ware wiederholen, hab ich aber wieder mal vertrödelt ;-( .

Am zweiten Abend nochmal asiatisch, diesmal japanisch.
Okay, man sagt, London ist teuer. Stimmt. Aber der Wechselkurs war schon schlechter für uns. Japanisch ist auch teuer. Ist es aber bei uns auch. Muß man dann noch in eines der teuersten Restaurants der Stadt gehen? Och ja, kriegt das Kind eben die nächsten Tage nur trocken Brot. Zwischen Harrods und Chelsea. Nicht ganz wie Neukölln. Prioritäten sind alles. Und wir sind ja ohnehin als Rabeneltern verschrieen.
Das Nozomi war allein die Reise wert.

Ich weiß nur noch nicht, weswegen. Also was das Beste war.
War es das Wagyu-Beeftataki (Tatar vom teuersten Rind der Welt, mit Ingwerdressing und Lotus)
Die eigentlich simplen, aber vorzüglich umgesetzten Dim sum von der foie gras? Mal sehen, wann ich die mal zuhause nachbaue.
Sushi, heiß und kross. Das geht.
Frittierte Crème brûlée?
Iberico-Schwein?
Tempura vom Hummer?
Selbst entwickelte superleckere Cocktails? Besonders der Tirami-su-Cocktail, den werden wir dann hier mal einstellen, wenn wir die Zutaten haben.
Zuvorkommender Service, der sicherlich etwas übertrieben war, weil der Manager (erwähnte ich das noch nicht?) gelegentlich mit am Tisch saß?
VIP-Gast unter Millionären?
Absolutes Vertrauen zu den Kollegen?

Nun, sicherlich von allem etwas.

Für den letzten Teil des Abends sollte man sich dann jemanden mitnehmen, der zu verliebt ist, um über die Rechnung nachzudenken. Und versucht nicht, am Dessert zu sparen, das rettet auch nichts mehr. Ihr verpasst nur etwas.

Übrigens: wir hätten die Rechnung auch bezahlt, aber so sind wir dann das nächste Mal beim Franzosen oder in Mitte dran. Beim Gegenbesuch.

PS: Leider ging es da nicht besser mit dem fotografieren, wir hatten verständlicherweise anderes zu tun.

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Wer im Glashaus sitzt…

Es gibt was neues aus dem Büro. Bei uns teilen sich ja zwei bis drei Firmen einen Hinterhof und die größte davon sitzt da, wo wirklich früher der Hof war. Unter einem Glasdach. Das Raumklima tendiert derzeit gegen Tropenhaus. Wenn man jetzt noch ausrangierten Computerschrott und eine Prise EHEC-befeuerten Drang zum Urban-Gardenening hinzufügt, ergibt das was?

Ein paar Stunden kein Zugang zum Netz und unsere Kreativen werden wirklich kreativ. Aus dem  kleinen, unidentifizierbaren Grünzeug sollen mal Tomaten und Paprika werden.

 

Ja, dahinten steht wirklich ein Schlagzeug. Nein, ich arbeite nicht bei den Blues Brothers. Obwohl, wenn man sich das Chaos manchmal so ansieht…

 

 

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Bei Hempels unterm Sofa: Das zweite Wohnzimmer

Der Deutsche liebt es. Für die einen ist es ein Gebrauchsgegenstand, anderen vergöttern es. Unser Auto; oft auch das zweite Wohnzimmer. Früher kannte ein Autofahrer sein Fahrzeug ziemlich gut und konnte auch die meisten Reparaturen selbst erledigen. Heutzutage ist das wesentlich schwieriger und deshalb fahren wir das Auto regelmäßig in die Werkstatt und zahlen für Dinge, die wir kaum noch verstehen.

Blenden

Ich kann jedem nur empfehlen mal unter die Motorhaube zu schauen und dabei auch die relativ leicht entfernbaren Blenden abzunehmen. Was da zutage trat war kein Empfehlungsschreiben für die Vertragswerkstatt. Selbst mir als Laie ist das schon länger gebrochene Rohr der Motorentlüftung aufgefallen. Im Endeffekt hätte ich das schon viel früher tun sollen: Einen vertrauenswürdigen Schrauber engagieren, der sich ums Auto kümmert. In meiner Wohnung lasse ich auch selten einen Handwerker ganz alleine vor sich hinwursteln.

Nach einiger Suche und einem netten Gespräch über die teuren Werkstätten habe ich ihn gefunden. Den Enthusiasten, der an Autos werkelt, weil er Spaß daran hat. Und nachdem inzwischen ein paar Verschleißteile fällig waren, habe ich ihm das Fahrzeug zur Reparatur übergeben. Zurück kam die schlechte Nachricht, daß ich es nicht mehr am gleichen Tag zurückbekomme, zusammen mit der nachfolgenden Bildergalerie, ganz dem Motto des Blogs entsprechend. Nur diesmal eben in der mobilen Zweitwohnung.

 

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Backen ohne Zucker für den süssen Zahn

Bei uns ist ja der Leser König. Und weil dem so ist, stelle ich auf Wunsch von Königin Bria noch schnell die Allergiker-Kuchen rein. Da wir „nur“ zwei Allergiker dabei hatten, hab ich zwei kleine Kinderformen gemacht, aber das Hochrechnen sollte ja kein Problem sein.

Ach so, und ich hab die beiden nicht fotografiert, die Torte hat mich da total abgelenkt. Aber selbst wenn, durch den Guss, den ich noch gemacht habe, sehen die beiden Kuchen nicht wirkich so aus, als ob man damit einen Schönheitswettbewerb gewinnen könnte. Es hat wohl wirklich geschmeckt, hat man mir gesagt, auch wenn man es den beiden Kleinen nicht angesehen hat.

Also, für den Marmorkuchen hab ich genommen:

1 Ei
50ml relativ neutrales Öl
100-150gr Traubenzucker
1 Tropfen Vanille-Essenz
100gr Mehl
30ml laktosefreie Milch
1Eßl ungesüssten Kakao

Ei mit Öl verschalgen und nach und nach alle anderen Zutaten bis auf den Kakao beigeben. Die etwas vagen Angaben beim Traubenzucker kommen daher, dass man gerne mal etwas nachsüssen muss, sobald man den Kakao dann reingegeben. Da muß man ein wenig nach Geschmack gehen. Die Hälfte des Teiges in eine mit Backpapier ausgeschlagene kleine Form geben. Dann den Kakao drunter heben, rühren und auf den ersten Teil des Teiges geben.

Bei 180 Grad so ca. 20 Minuten backen.

Den Nusskuchen hab ich genauso gemacht, nur statt dem Kakao 2-3 Löffel gemahlene Haselnüsse beigegeben. Eventuell braucht man da ein wenig mehr Milch, auch das muss man austesten. Dieser Kuchen hat, weil ich ihn in einer Springform hatte, nur 10 Minuten gebraucht.

Für den Guss hab ich einen halben Würfel Kokosfett aufgelöst, 2Eßl Kakao und 100gr Traubenzucker beigegeben. Ich will es so sagen, er hat gedeckt und war ok, aber da gibt es sicherlich Optmaleres. Der Guß ist sehr flüssig geblieben, ich habe immer wieder übergießen müssen. Und es sah auch leicht grisselig aus, ehrlich gesagt.

Aber wie gesagt, die Kuchen haben laut den allergiegeplagten Damen sehr gut geschmeckt und sie haben sich das Rezept geben lassen.

Der Verbündete Holger läßt übrigens noch anmerken, dass es hier und hier gute Backtipps für Allergiker gibt.
Außerdem schrieb er noch, dass es eigentlich darauf hinausläuft, Milchprodukte durch laktosefreie bzw. Sojamilch zu ersetzen. Die Lebensmittelbranche habe da in letzter Zeit auch das Profitpotential den Bedarf erkannt.
Gluten sei schwer austauschbar, am besten eigne sich dann immer noch Reismehl. Wenn man Eier und Gluten austauschen muß, solle man lieber auf Sorbets oder ähnliche Desserts umsteigen. Butterfreier Streusselkuchen bringe eben nicht (das kann ich mir nun wieder sehr gut vorstellen!). Mit den Treibmitteln müsse man da allerdings etwas experimentieren.
Soweit der Profi.

Und unser erster und hoffentlich auch letzter photofreier Eintrag.

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Cocktail: Irgendwas mit Eis

Wir hatten knapp 30 ° in Berlin heute. Irgendwann wurde mir klar, dass ich heute abend noch einen Cocktail einstellen muss. Aus einer recht verstaubten Ecke meines Gehirns tauchte sehr vage die Erinnerung an alkoholische Getränke mit Eis auf, genauer gesagt mit Eiscreme. Sowas wie Schlammbowle. Oder Sanfter Engel. Klar, dass die dazugehörigen Zutaten nur fast alle zur Hand waren. Also nehmen wir, was da ist:

 

Apfel-Mango-Saft (ca. 100 ml), gut gekühlter Sekt (ca. 100 ml), Vanilleeis (eine, möglichst kugelige, Kugel)

 

Saft ins Glas der Wahl, mit Sekt auffüllen, Eis dazu und gaaaanz schnell vor die Kamera. Bevor es wirklich unappetitlich aussieht. Sehr lecker.

Die Schlammbowle machen wir auch mal, die ist so schön Retro. Aber für denmächst hat mein Mann schon DEN Hacker-Cocktail angeboten, den Tschunk. Aber alles hübsch der Reihe nach.

 

Schönes Wochenende und bis Montag!

 

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Die Torte des Horrors

Die Freundin meiner Tochter hatte gestern Taufe. Zusammen mit ihrem Bruder, der auch noch konfirmiert wurde. Schon vor Wochen fragte mich die Mutter, ob ich vielleicht ein oder zwei oder so Torten/Kuchen machen könnte, ich würde das immer so nett und schmackhaft machen.

Und anstatt, dass ich bei meinen Leisten bleibe, muß ich mir ja ein Mamutprojekt ausdenken. Eine dreilagige Torte sollte es werden. Schön dekoriert mit Rollfondant und kandierten Minzblättchen und so. Kein Problem, machen wir alles. Zuzüglich zum Brownie-Cake. Und dem laktose-, fruktose- und zuckerfreien Kuchen, den ich dann der Abwechslung wegen in Marmor und Nuss gemacht habe. Und weil ich sonst nichts zu tun hab im Leben.

Aber zurück zur Torte.

Erst drei Biskuitböden gebacken. Dazu gibt es genau zwei Methoden. Enweder man macht einen und schneidet ihn dann zweimal durch. Meiner Erfahrung muss man dafür die Hände eines Neurochirurgen haben. Oder man backt einfach gleich drei Böden á 10 Minuten. Langwieriger, aber gelingt besser. Meistens. Dazu nimmt man:

8 Eier
150g Zucker
3 EL Wasser
180g Weizenmehl
50g Speisestärke
1 Tel. Backpulver

Die Springform (falls das Ganze rund werden soll) mit Backpapier auslegen und bei 170 Grad die besagten 10 Minuten backen. Wenn sie fertig sind, jeweils rausnehmen, mit dem Backpapier stürzen und von unten mit einem nassen, sauberen Tuch das Backpapier abstreichen, dann lässt sich das Papier leicht lösen. Die Böden auskühlen lassen. Hat man drei gleiche Böden, ist man gut. Ich hatte einen tollen für unten, einen gehtgeradenochsodurch für oben und einen sehr mickrigen für die Mittelschicht.

Für die Vanillefüllung nimmt man:

2 Packungen Bourbon-Puddingpulver
500ml Milch
7 Eigelb
150g Zucker
2 Päckchen echten Vanillezucker
500ml Schlagsahne

Pudding mit ein paar Löffeln Milch und dem Eigelb glattrühren, restliche Milch mit dem Zucker und dem Vanillezucker aufkochen. Vom Herd nehmen und den Pudding einrühren und rühren und rühren und rühren. Immer wieder, bis die Masse erkaltet ist. Dann die Sahne steifschlagen und unterrühren. Nicht dran stören, wie es aussieht – das muss so sein. Kalt stellen. Derweil die zweite Füllung machen aus

1 Beutel gefrorenen Erdbeeren
1/2 Zitrone
100 g Zucker
8 Blatt rote Gelatine

Gelatine aufweichen und kurz mit etwas Wasser warm auflösen. Erdbeeren antauen lassen, mit Zucker und Zitrone pürieren. Eine Kelle davon in die Gelatine geben, nach und nach den Rest beigeben. Und auch hier – warten, das geliert nach einer gewissen Zeit, auch wenn es nicht so aussieht

Dann – und das ist ganz, ganz wichtig – einen Tortenring um den ersten Boden legen. Wenn kein Tortenring da ist, dann muss man eben einen basteln, aus dem Hut zaubern oder sich aus den Rippen schneiden, sonst sieht die Torte nach der ersten Schicht aus wie rausquellendes Hirn aus einer Schädeldecke. Ich weiß das sehr genau. Meine Kinder haben ganz neue Schimpfwörter gelernt am Mittwoch.
Also: einen Tortenring um den ersten Boden legen. Dann die Hälfte der Vanillecreme einfüllen, da drauf ebenfalls die Hälfte des Erdbeerpürees. Zweiter Boden drauf und das Ganze noch mal. Dann den letzten Boden als Deckel drauf. Alles Unwichtige aus dem Kühlschrank schmeißen und das Gebilde am besten über Nacht kühl stellen. Dafür die Butter rausnehmen und auf Zimmertemperatur warm werden lassen

Am nächsten Morgen vor lauter berechtigter Panik, es könne alles nicht klappen, viel zu früh aufwachen und sich an die Buttercreme machen.

1 Packung Bourbon-Puddingpulver
400ml Milch
60g Zucker
1 EL Kokosfett
250g Butter

Den Pudding wie gehabt kochen. Direkt danach das Kokosfett einrühren. Wenn die Masse erkaltet ist, auch hier viel, viel rühren – wer braucht schon Armmuskeltraining? – die Butter 2 Minuten auf höchster Stufe mit dem Mixer durchlassen und nach und nach zur Creme geben. Die Torte aufwecken und sanft rundrum eincremen. Wieder kalt stellen.

So, und dann kann man seinen Rollfondant selbst machen. Man kann aber auch einfach irgendwann seine Grenzen erkennen und das Zeug bestellen. Es kommt für gar nicht viel Geld sauber verpackt in handlichen Größen, zusammen mit anderem netten Dekorkrimskrams. Was nicht heißt, dass es keine Sauerrei ist, das Zeug auf Puderzucker zu kneten und auf die richtige Größe auszurollen. Hat man das geschafft ruft man jemand, der mindestens Handgröße 8 hat zur Hilfe, geht mit den Händen unter den Fondant, hebt auf drei die Zuckermasse hoch und senkt sie vorsichtig auf die vorher rausgeholte Torte. Wenn das geklappt hat, hat man quasi gewonnen.

Alles was dann noch bleibt ist ausdekorieren – auch wenn das nie so aussieht, wie man sich das vorstellt, aber an dem Punkt ist einem das dann mittlerweile egal.

Bis zum Servieren kommt das Biest ein letztes Mal in den Kühlschrank. Man selbst versucht, mit viel Make-up die Spuren der Verzweiflung aus dem Gesicht zu schminken, um dann die Ausrufe wie

„Nein, was hast Du Dir für Arbeit gemacht!“ mit einer lässigen Handbewegung und einem Lächeln abzutun und die Komplimente huldvoll anzunehmen.

Kleiner Tip: Ab 20 Grad Aussentemperatur schwächelt die Torte – es gilt, sie schnell zu servieren, zu essen und sie dann wieder ins Kühle zu bringen, bevor sie sehr unglamourös in sich zusammenfällt.

Und für den Verbündeten Holger und seine Küchengefährtin: *So* hat eine Küche auszusehen, in der wirklich gearbeitet wird. Nur, damit hier mal die richtigen Maßstäbe angelegt werden.

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Zu Besuch im autofreien Dorf in der Stadt – wie kommt die Wasserflasche in den Kühlschrank?

Hier nun also der zweite Teil der Autofreien Stadt, deren Webseite man übrigens hier findet – Asche über mein Haupt. Alle autofreien Wohnprojekte Deutschlands, Europas und weltweit findet man hier – vorsicht, etwas gewöhnungsbedürftige Seite.

Aber weiter mit dem Projekt in Hamburg Barmbek. Als ich das Haus nach meinem unfreiwilligen Marsch betrat und oben im dritten Stock zwei lächelnde Gesichter sah, dachte ich nur – typisch, und wieder kein Fahrstuhl. Das stimmt allerdings nur bedingt. Denn es ist wohl wahr, dass da im Moment noch keiner existiert, weil der Bedarf in dem Eigentumswohnungenteil noch nicht besteht und man beim Bau Geld sparen wollte. Gleichwohl ist aber der Platz und die Statik des Treppenhauses darauf ausgelegt, dass man nachträglich einen Fahrstuhl innen einbauen kann, sollte sich die Notwendigkeit ergeben.

Diese Weitsicht zieht sich durch das gesamte Projekt. Seien es die schon erwähnten Rampen in den Keller oder die Tatsache, dass es im Gemeinschaftsraum Duschen gibt. Auf der gemeinsamen Dachterasse gibt es Toilette und Teeküche. Oder die Tatsache, dass es wirklich schöne, gemütliche Ecken auf dem Gelände gibt, wo man sich immer wieder über den Weg laufen kann, wenn man es denn möchte. Es sind diese durchdachten, kleinen Dinge, die das Leben einfacher und schöner machen, die mich eigentlich am meisten beeindruckt haben an dem Gebäudekomplex.

 

Aber wie, bitte, bekomme ich meine Kisten Wasser aus dem Laden in meine Wohnung? Da finde ich es zwar schön, dass es genug Fahrradanhänger für alle gibt, ja, nettes Detail. Ehrlich gesagt, muss ich die nicht auf dem Drahtesel vollbeladen bei Wind und Wetter hinter mir herziehen. Abgesehen davon geht mein Wocheneinkauf für vier Leute da auch gar nicht rein.

Wie überall, ist es auch hier eine Frage der Organisation. Es ist wohl so, dass man weniger „den Wocheneinkauf“ macht, sondern eher häufiger mal einkauft und immer mal wieder was Frisches aus dem Laden oder dem Markt holt. Und für die schweren Sachen, gibt es im Prinzip drei Möglichkeiten, die hier hauptsächlich genutzt werden.

Einmal Augen zu und durch.

Oder man lässt sich die zumindest die Getränke liefern.

Und die dritte Möglichkeit hat sich wohl hauptsächlich bei den Familien eingebürgert: Man lässt sich einfach den gesamten, normalen Einkauf bringen, was mittlerweile gang und gäbe ist in Hamburg. Genauso ist es mit allen aussergewöhnlichen, schweren Sachen wie Balkonbepflanzung, Baumarkteinkäufe oder Wohnungseinrichtungen. Wahlweise via Lieferant oder Taxi. Die Zeiten, als sich Taxifahrer weigerten, „sowas“ zu transportieren sind GottseiDank vorbei. Und als genau nur eine Kette für Unsummen einen Lieferdienst bereit stellte, der auch nur sehr begrenzt fuhr – ich erinnere mich da dunkel an eine Begebenheit, die mit mir im neunten Monat, einer Grippewelle und einem entzündeten Ischiasnerv zu tun hatte. Das sind dann übrigens Gelegenheiten für die die Stellplätze gedacht sind.

Dafür, und für Lebenssituationen, in denen man einfach mal ein Auto braucht. Temporäre Familiennotfälle zum Beispiel, wenn man die Wohnung der Eltern ausräumen muss oder ein Familienmitglied jeden Tag zur Reha gebracht werden muss. Wenn man einen Stellplatz für eine begrenzte Zeit braucht, sagt man einem Gremium Bescheid, das darüber befindet und einen kurzen Aushang machen, dass ab jetzt für x Tage oder Wochen da rechtmäßig ein Auto steht.

Für diese Gelegenheiten gibt es Leihwagen oder aber diverse Car-Sharing Projekte, die man sich dann allerdings von irgendwo ausserhalb organisieren muss. Das Auto ist also nicht ein verteufelungswürdiges Ding, sondern ein Instrument, das dann eingesetzt wird, wenn es sich nicht anders organisieren lässt. Aber eben nichts, was man individuell besitzen muss.

Auf die Frage, in welchen Situationen denn man so ein Auto am meisten vermisst, kommen denn auch nicht die normalen Alltagssituationen, die man sich mit oder ohne Auto eh immer irgendwie organisieren muss, sondern so Sondersachen wie „Sonntagmorgens um halb zehn mal eben beschließen, mit den Kindern ins Grüne zu fahren – ohne sich erst einen Wagen mieten zu müssen.“

Ob es sich nun unbedingt monetär rechnet, das kann ich von hier aus nicht beurteilen, dafür spielen zuviele Einzelkomponenten und individuelle Gegebenheiten eine Rolle. Ich kann mir aber vorstellen, dass es zumindest eine Rechnung wert ist.

Eins ist aber auf jeden Fall klar, das Ganze funktioniert nur so gut, weil dieses Projekt sehr zentral in einer Großstadt liegt, sehr gut angebunden ist und die Dinge des täglichen Lebens – inklusive einer sehr leckeren Eisdiele – in Laufnähe liegen. Oder, wie mein Cousin Holger sich ausdrückte, in dem Moment, wo Du Dich entscheidest, aus der Stadt raus zu ziehen, hast Du auch immer die Entscheidung für ein Auto getroffen. Da ist was Wahres dran – obschon recht gut angebunden, komplett ohne Auto ginge es hier und in meiner Lebenssituation nicht. Ich glaube, wenn ich wirklich ein Stadtmensch wäre und keine Familie hätte, ich könnte mich vielleicht auf so ein Projekt einlassen.

Zumindest auf Zeit. Vielleicht.

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