Cocktail der Woche – Pina Colada für Faule

Heute etwas spät. Und, ehrlich gesagt, auch nicht mehr so ganz nüchtern. Sowas passiert schon mal, wenn man seit mittags um 12  bei Freunden zum Grillen eingeladen ist und guten Rotwein vorgesetzt bekommt. Da fällt einem schon mal um halb acht ein, dass man eigentlich noch einen Cocktail ins Netz stellen müßte. Was tun? Der Wein ist alle. Root Beer will man keinem antun. Aber es steht noch eine Flasche mit Pina Colada auf dem Tisch. Das ist mir, ehrlich gesagt zu süss – aber die anderen anwesenden Damen versicherten mir, wie extrem lecker der Drink auf Eis doch schmeckt.

Und sie schlugen vor, dass man ja auch mal einen Drink einstellen könnte, der den süssen Zahn befriedigt. Was ich hiermit getan habe. Und nächste Woche gibt es dann wieder etwas mit ein wenig weniger Zucker. Versprochen.

Ein schönes Wochenende und bis Montag!

 

Veröffentlicht in Allgemein, Cocktail zum Wochenende | 2 Kommentare

Blühende Pracht – Teil 1

Wenn ich mal ganz kurz und ungeniert meinen momentanen Stolz zeigen darf. Mein Blick aus meinem Wohnzimmerfenster fällt gerade hierauf:

 

 

 

Ich hab die Pflanze als kleines, störrisches, sich zu blühen weigerndes Ding von einer Nachbarin vor Jahren bekommen und sie blüht seit dem ersten Jahr bei mir. Zeitweise hatte ich sieben Stengel, dieses Mal sind es nur drei, aber ich habe letztes Jahr auch die Hälfte der Pflanze vom Autor rausnehmen lassen, weil das Biest einfach zu groß wurde.

Hach, und ich freue mich jedes Mal, wenn ich rausschaue. Und diesen Anblick wollte ich nur mal teilen.

Veröffentlicht in Grünes | 5 Kommentare

Sichtschutz

Auf dem Plan für’s Blog steht für diese Woche: Simone – Gardinen. Ähm ja. Da muss uns ein Fehler unterlaufen sein, weil mich zusammen mit Gardinen in einem Satz zu erwähnen passt ungefähr genauso gut wie meine Tochter und eine ordentliche Heftführung. Schon mal davon gehört, ja. Aber eigentlich keine Ahnung davon und auch wenig Neigung, sich damit zu befassen. Ehrlich, ich hab noch nie in meinem Leben Gardinen in meiner Wohnung gehabt, wenn ich das verhindern konnte. Im Kinderzimmer damals, ja. Und auch im möblierten Studentenzimmer. Aber darauf konnte ich keinen Einfluss nehmen, bzw. bekam in beiden Fällen ordentlich einen auf den Deckel, wenn ich versucht habe, die abzunehmen.

Jetzt heisst das nicht, das ich grundsätzlich für nackige Fenster bin. Ich hab durchaus  Erfahrung mit Vorhängen, Jalousien und Rollos und weiss deren Vorzüge auch zu schätzen. Besonders, seitdem wir in die kleine Straße nach Berlin gezogen sind, in der man den Nachbarn gegenüber abends bei Licht ungehindert in die Wohnbung gucken kann, wenn die nicht zuziehen. Dafür haben wir Vorhänge. Als wir damals planten, waren diese gespannten Drahtseile als Aufhängevorrichtung sehr beliebt. Fand ich auch sehr schick. Allerdings war skeptisch, was die praktische Anwendung angeht, nachdem ich im Freundeskreis einige Exemplare gesehen hatte, die dauernd durchhingen. Wir haben uns dann für feste Gardinenstangen entschieden. Doppelte, man weiss ja nie. Dazu hatten wir uns ursprünglich Vorhänge mit verdeckten Schlaufen ausgesucht, in schlicht-grau. Das sah ziemlich gut aus, hatte nur den Nachteil, dass die Schlaufen auf den Stangen schlecht bis gar nicht rutschten. Das abendliche Zuziehen gestaltete sich schwierig. Auf die Dauer war uns das zu umständlich und wir haben die die geschlauften Dinger gegen solche mit Metallringen ausgetauscht. Die sind in den Wohnräumen weiss, dadurch kann man sie jetzt im Sommer gegen die blendende Sonne einsetzen, ohne gleich das Gefühl zu haben, in einer Höhle zu sitzen. In unserem Schlafzimmer etwas dunkler, und im Kinderzimmer hängen sie gleich doppelt, einmal in weiss und einmal in dunkelblau. Letztere hatten einen sehr positiven Einfluss auf das kindliche Schlafverhalten, denn die machen richtig dunkel.

Ein Problem ist bis heute geblieben: das Bad. Zwei schöne große Fenster zum Hof machen es ordentlich hell, aber auch gut einsehbar. Wir haben ein paar halb-durchsichtige Rollos befestigt, die schon viel helfen, aber man hat immer noch das Gefühl, bei eingeschaltetem Deckenlicht den Nachbarn von über den Hof eine Peep-Show zu bieten. Deshalb wird schamhaft im Gästebad geduscht. Wir arbeiten noch an einer anderen Lösung, aber derzeit können wir uns noch nicht durchringen. Ob Sichtschutzfenster sein müssen, oder ob doch eine Folie reicht und wirft die nicht sicher Blasen? Oder doch blickdichte Jalousien, Rollos, Vorhänge… irgendwie können wir uns nicht durchringen. Für zündende Ideen bin ich dankbar.

Nur Gardinen scheiden aus.

 

Veröffentlicht in Allgemein, Wohnen | 7 Kommentare

Picknick auf amerikanisch

Heute ist der 4te Juli. Für uns Deutsche ein Tag wie jeder andere, für die Amerikaner der Nationale Unabhängigkeitstag. Was uns nicht weiter stören sollte, da gratuliert man einem zufällig anwesenden Amerikaner höflich und gut ist es.

Wenn man nicht gerade erstens mit einem verheiratet ist und zweitens eine weitere eine gute Freundin nennen würde, die wiederum einen englischen Konversationskurs für ganz entzückende älteren Herrschaften geben würde. Und dafür koche und backe ich häufiger mal angelsächsisch. Letzte Woche haben wir das traditionelle Picknick für den 4th of July vorgezogen. Einmal, weil am echten Feiertag schon Ferien sind aber auch, weil ich heute wirklich was anderes zu tun habe. Aber von vorn:

In den USA ist der Nationalfeiertag *der* Tag für Picknicks mit Familie und Freunden. Man trifft sich hauptsächlich in Parks oder an öffentlichen Plätzen, oft wird dort ein Programm geboten und man kann das traditionelle, örtliche Feuerwerk sehen. Gut, damit konnte ich jetzt nicht dienen, unser Picknick-Tisch wurde im abgelegenen Obstgarten aufgebaut aber immerhin, wir hatten Sonne und amerikanisches Essen.

Als da wäre zum Beispiel der amerikanischte Salat überhaupt – der Cole Slaw. Ein ganz einfacher Salat, extrem gut vorzubereiten und unglaublich lecker. Wenn als Beilage gedacht, reichen sechs Personen

1 halber Weißkohl
1 Zwiebel
2 mittlere Möhren
1/2 Glas Miracle Whip
2 Eßl Weißweinessig
2 Eßl Zucker

Das Gemüse wird in sehr feine Streifen geschnitten und in eine Schüssel gegeben. Darüber kommt dann die Mixtur aus Miracle Whip, Essig und Zucker. Gut durchrühren und mindestens 12, besser 24 Stunden kühlen, zwischendurch immer mal wieder umrühren. Und als kleiner Tip: Nicht Miracle Whip Light nehmen – die paar Extra-Kalorien machen die Hüfte bei diesem Essen auch nicht mehr runder, aber es schmeckt wesentlich besser. Und: Auf keinen Fall normale Mayonnaise nehmen.

Dann hätten wir den Globetrotter unter den Salaten – den Kartoffelsalat. Fast jedes Land hat einen. Oder drei. Oder 67 Arten ihn zuzubereiten. In Louisiana wird er gerne so gegessen:

700 gr Kartoffeln, gerne rote, aber wenn es sie nicht zu kriegen sind, sind normale deutsche Festkochende ok
2 hart gekochte Eier
5 Lauchzwieblen
1 grüne Paprika
1 eingelegte Gurke
1/2 Glas Miracle Whip
1 Tel Senf
1 Tel Worcestershire sauce
1 Tel Salz

Die Kartoffeln in der Schale in Salzwasser kochen. Zusammen mit den Eiern pellen und in kleine Würfel schneiden, die Eier mit der Gabel zerdrücken. Zwiebeln, Paprika und Gurcke würfeln und zu den Kartoffeln und Eiern geben. Das Dressing aus den übrig gebliebenen Zutaten mixen und über den Salat geben. Auch hier schaden 12-24 Stunden durchziehen lassen nicht.

Etwas mehr Arbeit, aber einfach mal was anderes sind die Scotch Eggs. Dazu brauchen wir

10 hart gekochte Eier
500gr Gehacktes halbundhalb
2 Eier
Salz
Pfeffer
1Tel Senf
1/2 Tel Muskatnuss
1/2 Tel Zimt
Mehl
Paniermehl

Die Eier pellen und auskühlen lassen. In der Zeit die Fleischmasse mit einem Ei, Salz, Pfeffer, Senf, Muskatnuss und Zimt vermengen. Dann die Eier einzeln und lückenlos mit dem Fleisch umhüllen, das geht besser, als man so meinen mag. Wie ein Wiener Schnitzel jedes Ei in Mehl, verschlagenem Ei und Paniermehl wälzen. Dann für ca, 5 Minuten in die Friteuse bei 180 Grad geben. Die Eier kann man gut am Tag vorbereiten, da sie kalt gegessen werden. Scotch Eggs eignen sich auch gut für eine lange Autofahrt, normale Ausflüge mit immer hungrigen Kindern oder für ein kaltes Buffet. Ehrlich gesagt, ich hab sie zum ersten Mal ausprobiert und bin begeistert.

 

Chicken-Wings waren das einzige, was ich so aus dem Supermarkt geholt habe. Man kann sie richtig gut selbst marinieren, weiß ich, ja. Aber meine Zeit war begrenzt und manchmal muss man einfach wissen, wo man wie seine Abstriche macht Ressourcen nutzt. Und den Fruchtsalat erklär ich jetzt mal nicht. Wichtig sind hierbei nur die Blaubeeren. Viele Blaubeeren.

 

Etwas, was bei absolut keinem amerikanischen Picknick fehlen darf, und was ich persönlich gar nicht mag, sind PBJ – Peanut Butter and Jelly Sandwiches. Grauenhaft süss und klebrig, aber gnade einem die Freiheitsstatue, wenn man sie vergißt. Gemacht sind sie schnell, daher sind sie wohl auch so beliebt.

Auf eine Scheibe Sandwichbrot kommt eine Schicht Erdnussbutter ohne Stückchen und darüber eine Schicht irgendwie geartetes Gelee, keine Marmelade. Darauf dann eine zweite Scheibe Brot. Entweder man schneidet das Ganze dann in große oder kleine Dreiecke – ich hab kleine genommen, damit man nicht soviel wegschmeissen muss, wenn man es nicht mag. Seltsamerweise haben die Gäste die Dinger zwar nicht unbedingt geliebt, aber so schlecht fanden sie sie nun auch nicht. Strange.

 

Und als Dessert gab es Lemon Meringue Pie. Das ist wieder eines dieser Dinge, in denen im Rezept steht: „Fill in a baked pie crust…“ was in etwa das Äquivalent für „Nehmen sie einen Wiener Boden“ ist – macht kein Mensch mehr selbst. Es sei denn, man wohnt gerade in einem anderen Land. Dieses Rezept ist ein elaboriertes und langes und würde den Rahmen dieses Eintrages sprengen. Wenn Bedarf besteht, schiebe ich das gerne noch mal nach.

Zu trinken gab es übrigens Iced Tea und selbstgemachte Limonade (ein Teil Zitrone, ein Teil Läuterzucker, mit Mineralwasser auffüllen, Eis drauf, fertig), Kaffee und Tee. Und ein sehr guten Rotwein, hier haben wir den Stilbruch eines Nicht-amerikanischen Weins gemacht. Aber er paßte sehr gut.

In einem Satz, unser vorgezogenes Freiheits-Picknick war ein voller Erfolg. Das nächste wirklich große Mahl wird dann Thanks-Giving sein. Wobei schon angemerkt wurde, dass die Zeit bis dahin zu lang sei und wir mindestens ein kleines Back-to-school meal haben sollte.

Ich arbeite dran.

 

Veröffentlicht in Allgemein, Rezepte | 15 Kommentare

Cocktail der Woche – Gartentee

Ich bin ja in unserem Gespann eher auf die alkoholischen Getränke abonniert. Und da auch gerne mal die härtere Gangart. Aber hat mal jemand heute aus dem Fenster geguckt? Es regnet hier seit dem Aufstehen in einer Tour durch. Kein schönes Sommer-Cocktailwetter.

Deswegen bin ich in meine Wellingtons gestiegen, hab die gute schottische Allwetterjacke angezogen und bin in den Garten gestiefelt. Eingesammtelt habe ich Schokominze, Pfefferminze und rundblättrige Minze. Dazu noch vier Salbeiblätter. Aufgebrüht wurde das Ganze mit drei Scheiben Bio-Zitrone.
Zehn Minuten ziehen lassen und währenddessen die Kinder in den Mittagsruhe schicken. Hernach den Tee in die Lieblingstasse geben, eine gutes Buch rauskramen und sich vor den brennenden Kamin setzen. So macht ein Regensamstag Spaß.

Ein schönes Wochenende und wir sehen uns am Montag.

Veröffentlicht in Allgemein, Cocktail zum Wochenende | Hinterlassen Sie einen Kommentar

Das bißchen Haushalt

Es gibt Menschen, bei denen kann man immer reinkommen und es ist immer sauber und ordentlich. Nicht zwingend so, dass gleich die Fotographen von Schöner Wohnen kommen könnten, aber doch immer so repräsentabel, dass man sich vor Schwiegermutter oder Chef nicht schämen müßte. Inklusive nett arrangierten Blumen auf dem Tisch.

Zu diesen Menschen gehören Frau Jugel und ich nicht. Nicht falsch verstehen, man kann bei uns fast immer noch den Fußboden sehen – sieht man von einigen Tagen in den Kinderzimmern ab. Man kann meist ohne Ekelgefühl auf die Toilette – es sei denn, ein kleines Kind und wichtige, die Wissenschaft revolutionierende „Sperimente“ haben sich in genau dem Badezimmer gerade ein Stelldichein gegeben. Und ein Plätzchen auf der Couch findet sich auch meist – wenn man kein Problem mit Büchern und Zeitschriften als Nachbarn hat. Aber da war es dann auch schon. Oder anders: Die untere Linie ist der westlichen Hygienestandard, er wird immer gewahrt. Alles andere ist optional.


Quelle: Hopestudios von Jennifer Juniper

Denn schon ein paar Stunden nach einer Großreinemachaktion fliegt wieder was rum, zwei Tage nach selbiger müßte man eigentlich wieder mit den Feudel durch das Haus. Und oben genannte Menschen machen das auch. Ich nicht. Nicht, dass ich das nicht wollen würde, Martha Stewart bewahre. Aber, ehrlich gesagt, ich vergesse es einfach. Oder anders, ich habe schlicht besseres zu tun. Damit ist nicht zwingend immer Arbeit gemeint, aber wenn ich die Wahl habe, mir mit meinen Kindern eine nette Zeit am See zu machen oder gemeinsam eingekuschelt einen Film zu gucken oder zum zu putzen, dann nehme ich immer die Zeit mit den Kindern. Oder mit meinen Freunden. Oder, ja shocking, auch mal für mich.

Mein Leben ist einfach zu voll und zu chaotisch, um Putztage einzuhalten. Meine Nerven zu wertvoll, um wirklich ständig Kinder, Mann und mich selbst daran zu erinnern sofort alles wieder wegzuräumen.

Das hat ganz klar was mit Prioritätensetzung zu tun. Oder, wie der Autor mal sagte: Was möchtest Du, soll mal auf Deinem Grabstein stehen „Hatte immer ein unglaubliches sauberes und aufgeräumtes Haus“ oder „Hatte Zeit für Familie, Freunde“. Ich für mich habe mir für Letzteres entschieden.

Nun ist es natürlich so, wenn man nicht aufpasst, dann passt sich die eigene Toleranzlinie immer mehr dem wohunglichen Chaos an und das will dann auch keiner. Daher gilt bei uns die Regel: Gute Freunde, die uns kennen, dürfen immer kommen – für die wird auch nicht aufgeräumt. Chefs, Omas und potentielle Kunden haben sich anzumelden. Dafür muß das Haus aber so aussehen, dass man es mit zwei Leuten innerhalb von zwei Stunden vorzeigefein und repräsentabel hinbekommt.

Ein guter Kompromiß, wie ich finde.

Ausser, wenn ich mal wieder unangemeldet in einer Wohnung bin, in die jeder immer kommen kann.

Veröffentlicht in Allgemein | 4 Kommentare

Sommermodus on

Heute fangen die Sommerferien denn auch auf dem Land an, gestern schon war es in der Stadt soweit. Frau Jugel und ich nennen insgesamt drei Kinder unser Eigen, die alle unterschiedliche Hort- und Kindergartenschließzeiten haben. Menschen mit Kindern wissen – das macht Spaß. Und nicht nur das, es schluckt auch unglaublich viel Zeit, die Kinder so zu beschäftigen, dass alle ohne bleibende Schäden aus den Ferien wieder raus kommen.

Daher haben wir uns entschlossen, unseren Eintragsmodus bis Mitte August auf ungefähr drei Artikel die Woche zu verkürzen. Wer uns nicht sowieso im RSS-Feed hat, der möchte vielleicht bei twitter unter engelspossum sehr zeitnah über neue Einträge informiert werden.

Wir versprechen auch hoch und heilig, trotz Ferien und SommerSonneBadewetter weiterhin die Augen nach den Schönen Dingen im Leben aufzuhalten – vorzugsweise an einem See bei 28 Grad, mit sich selbst beschäftigenden Kindern und einem netten Picknick neben sich. So wie ich gleich.

Der nächste Eintrag folgt dann am Freitag.

Veröffentlicht in Allgemein | 2 Kommentare

Mediterane Gärten

Die Sehnsucht nach dem Süden ist ein Konzept, dass die gesamte mitteleuropäische Gartenkultur wie ein Muster durchwebt. Im St. Gallener Klosterplan ist belegt, dass schon im 9. Jahrhundert Pflanzen wie Rosmarin oder Salbei nördlich der Alpen kultiviert wurden.

Im hiesigen Teil der Welt können große Teile der Potsdamer Kulturlandschaft als Versuch betrachtet werden, romanisch-welschem Flair nachzueifern. Gerade in der Goethezeit nahm die Italienversessenheit fast groteske Züge an. Stichwort: „Kennst Du das Land wo die Zitronen blühn?“. Frau Mignon, die verkörperte Sehnsucht gen Süden, singt weiter (wir zitieren aus dem Original: Wilhelm Meisters theatralische Sendung von J.W.von Goethe):

Im dunkeln Laub die Goldorangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrte still und froh der Lorbeer steht,
Kennst du es wohl?
Dahin! Dahin

Generationen von Gärtnern sind und waren angestachelt vom Ehrgeiz, als Erste(r) Wein, Dattel und Pomeranze das Erfrieren abzugewöhnen. Koste es was es wolle. Das wohl prominenteste Beispiel sind die Terrassen von Sanssouci, wo nach einer Idee des alten Fritz, Feigen in kleinen verglasten Mauernischen hernagezogen werden sollten. Es hat funktioniert – temporär zumindest.
In der neueren Zeit ist natürlich viel Pflanzenschnickschnack aus aller Herren Länder dazu gekommen. Guten Mutes setzen unbedarfte Gartennovizen Tropengewächse den hiesigen sibirischen und arktischen Tiefausläufern aus. Wie viel Leid, Frust und Terror diese grausame Praxis bei unseren grünen Freunden mit Migrationshintergrund angerichtet hat, kann an dieser Stelle nur vermutet werden.
Auch in der modernen Gartenarchitektur spielt der mediterrane Garten eine zentrale Rolle.

Was ist damit gemeint?

Um weitere Qualen von meinen pflanzlichen Lieblingen abzuwenden, wollen wir mit den ganz sicher winterharten Kandidaten für einen Mittelmeer-Gartens beginnen. Genau deshalb müssen Oleander, Granatapfel und Bougainvillea die Hälfte des Jahres dort bleiben wo sie hingehören – nämlich drinnen.

Prototypisch für eine mediterrane Bepflanzung ist der Lavendel (Lavandula angustifolia). Grau-silbrige Belaubung, kühle Blütenfarben (weiß-blau-rosa) und die generöse Abgabe von ätherischen Ölen lassen südliche Gefühle aufkommen. Besonders die Sorte „Munstead“ ist zu empfehlen. Selbst weniger erfahrene Junggärtner haben schon einmal gehört, dass sich Lavendel gut mit Rosen verträgt. Er verlangt aber auch geradezu nach einer Kombination mit Gräsern, Schotter, Kies und Steinen, die seinen natürlichen Wuchsbedingungen entsprechen. Sehr gut funktioniert das mit Gartenreitgras (Calamagrostis x acutiflora „Karl Foerster“ oder dem Lampenputzergras (Pennisetum x alopecuroides „Hameln“). Während das erstgenannte eher dem leptosomen Kostitutionstyp entspricht, sollte man Pennisetum großzügig Platz zumessen, da es groß wird (ohne sich unerlaubt auszubreiten).

Sehr viel südlicheren Gefilden als Brandenburg zugehörig wirkt die Palmlilie (Yucca filamentosa). Sie ist aus Gärtnersicht zahm wie ein Lämmchen . Zusätzlich bleibt dieses Pflanzenwunder im Winter grün, ist frosthart wie ein Eisbär und blüht mit einem ganzen Stamm voller Lilienblüten von Juli bis August. Sehr schön macht sich das mit Gräsern, Kugellauch und Eselsohr (Stachys lanata) in einer Fläche aus mineralischem Mulch – also Kies, Geröll, Schotter oder Splitt als Bodenbedeckung. Überhaupt sind diese Pflanzen dankbar wenn der Boden eher nährstoffarm und mager ist. Dass sie in vollster Sonne stehen möchten, versteht sich von allein.

Ein sehr brauchbares Substitut für den im Mittelmeerraum unverzichtbaren aber leider nicht frostharten Ölbaum ist die Weidenblättrige Birne (Pyrus salicifolia), die in Ihrer Hängeform „Pendula“ äußerlich der Olive sehr nahe kommt und in etwa auch deren Dimension erreicht (5-8m Höhe).


Quelle: Radomil für Wikipedia

Von der baulichen Seite passen in den mediterranen Garten gut Ziegel- und Terracottafarben von gebranntem Ton, wie Pfanzgefäße, Klinkermauerwerk, Tonskulpturen etc. und natürlich alle hellen Natursteine wie Quarz, Marmor oder Travertin. Der Klassiker sind mit Kies oder Splitt aus diesen Natursteinen bestreute Wege.

 

 

 

 

 

Zum Schluss soll noch eine Pflanze vorgestellt werden, die den gärtnerischen Ehrgeiz zur Versüdlichung belohnen könnte: die Bitterorange (Poncirus trifoliata). Ein Wildstrauch der häufig als Veredelungsunterlage für Citrusfrüchte in rauen Lagen dient und in Blüte und Frucht der Orange recht ähnlich ist. Temperaturen bis –20° Celsius übersteht die Bitterorange entsprechend zuverlässiger Internetquellen klaglos. Gartenfreunde berichten, dass seit Jahrzehnten ein Exemplar im Arboretum der Späthschen Baumschule in Berlin überdauert. Die Winterhärte nimmt wie bei vielen Pflanzen mit dem Alter zu. Ab –20° C wird auch bei der Bitterorange ein zusätzlicher Winterschutz aus Schilfmatten, Laubsäcken oder einer kleinen verglasten Mauernische erforderlich.


Quelle: Bernhard Voß für Wikipedia

Frau Mignon hätte sich dennoch gefreut 🙂

Veröffentlicht in Allgemein, Verbündete | 1 Kommentar

Die Sache mit dem unperfekt

Ich würde gerne auf unseren Untertitel hinweisen, der da besagt, dass wir eigensinnig unperfekt zwischen Stadt und Land sind.

Dieses Mal war der Computer auf dem Land sehr eigensinnig und hat den Schland-Eintrag leider schon gestern statt heute veröffentlicht. Somit gab es den heutigen Artikel schon gestern – was wiederum beweist, dass wir unserer Zeit soweit voraus sind, dass wir uns selbst kaum einholen können.

Wie auch immer, für die heutige Dosis wsdha bitte einen Tag zurückblättern. Danke.

🙂

Veröffentlicht in Allgemein | 2 Kommentare

Schland, oh Schland!

Es ist wieder soweit – Fußball-WM im eigenen Land. Und da die Familie Stevenson – zumindest bei Großereignissen – sehr sportbegeistert ist, werden solche auch zelebriert. Mit Fahnen, echtem Essen und dem richtigen Trinken.

Zum Thema stilechtes Essen wollten wir eigentlich grillen, haben das aber aufgrund des Wetters abgesagt und es lieber in eine Art Pita-Taschen für Arme mit Salat aus dem Garten verwandelt. Und Nachos. Und Dips. Ja, so lehrt man die Kinder eine gesunder Ernährung.

Blieben die Getränke. Cola für den Autor, ernährungsphysiologische korrekte Limonade für die Kinder, Bierersatz für mich. Alles natürlich stilecht aus der Flasche.

Gut, ich gebe zu, das Ganze hat jetzt nicht wirklich was mit „Schöner Wohnen und Leben“ zu tun – wohl aber mit dem echten Leben an einem Sonntag im Juli bei einer Weltmeisterschaft im eigenen Land.

Veröffentlicht in Allgemein | Hinterlassen Sie einen Kommentar