Gimme five – Fünf Tipps zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung

Ich gebe ja zu, mich hat die Studie der Uni Stuttgart zum Thema Lebensmittelverschwendung ziemlich getroffen. Durchschnittlich wirft jeder von uns ein Frühstück pro Tag weg. Also eine ganze Mahlzeit. Das muss man sich mal bildlich vorstellen, man deckt den Frühstückstisch quasi für eine Person mehr, legt Essen auf und schmeißt dann das Ganze weg. Ich glaube, wenn man das mal gemacht hat, ist das ein sehr heilsames Erlebnis.

Nun komme ich aus einer alten ostpreussischen Familie, in der alles, aber auch alles verwertet wurde, komme was da wolle. Gut, auf so einem Bauernhof ist das nicht weiter schwer. Brotkanten, Apfelkitschen und Kartoffelschalen wurden da an die Nutztiere verfüttert, aber auch in diesem Jahrtausend kann als Stadtkind einiges tun, um den Überfluss nicht zu mißbrauchen.

1. Mindesthaltbarkeitsdatum als Vorschlag und nicht als Gesetz begreifen

Mindesthaltbarkeitsdaten sind die Daten, bis wohin eine Gewährleistungspflicht des Herstellers besteht und bis wann sie haftbar sind. Sie sagen nichts darüber aus, wie lange ein Produkt wirklich noch gut ist. Und natürlich liegt es im Interesse des Herstellers, das Haltbarkeitsdatum so zu legen, dass sie möglichst wenige Reklamationen bekommen – also möglichst nah am Kaufdatum. Es gibt kaum ein Lebensmittel, das bei richtiger Lagerung wirklich an dem Tag verfällt.

Sich auf Nase, Augen und Geschmacksinn zu verlassen macht also mehr Sinn, als nur auf ein aufgedrucktes Datum zu achten. Wenn man mit allen Sinnen ein Lebensmittel vor sich hat, dann merkt man sehr schnell, ob etwas noch gut ist oder nicht. Ein Konzept, dass dem Autor auch eher fremd ist und ich ihm erst noch langsam beibringe. Und welches ich übrigens bei Fisch durchbreche – alles was mit Meeresgetier zu tun hat, schmeiße ich sofort nach Ablauf weg – schlechte Erfahrung. Aber der Autor mag eh nichts aus dem Meer.

2. Geiz ist geil.

Und damit meine ich nicht, dass man auf die billigsten Angebote zurückgreifen sollte. Ganz im Gegenteil. Ich meine, dass man nicht immer alles zuhause haben muß.  Aktuell gab es bei uns zuhause über das Wochenende keine Nußnugatcreme, weil ich schlicht vergessen habe, sie zu kaufen – was am Samstag Weltuntergang am Frühstückstisch bedeutete. Am Sonntag murrte man noch. Seit Montag war es kein Thema mehr, es wurde halt was anderes gegessen. Der Süsszahnteil der Familie hat es überlebt.

Und ich muss auch nicht immer so kochen, dass immer was übrigbleibt, damit auch keiner hungrig vom Tisch aufsteht. Wir leben nicht mehr in einer Zeit, in der man als arm gilt, wenn die Familie in der Lage ist, alles aufzuessen. Oder man gar kurz vor dem Hungertod steht, wenn man zwar noch was essen könnte, aber halt nichts mehr da ist. Meine Faustregel: Wenn ich mir überlege, ob ich noch eine Kartoffel mehr oder weniger nehmen soll, dann reicht es immer aus, wenn ich eine weniger nehme. Immer. Und sollte es ausnahmsweise mal nicht der Fall sein, dann deklariere ich eben einen nett geschnitzten Apfel als Nachtisch. Bisher wurden weder meine Kinder noch mein Mann noch ich je der Unterernährung bezichtigt.

3. Großpackungen sind billig, werden aber selten aufgegessen.

Wenn man nicht gerade eine sechsköpfige Familie sein eigen nennt, hat man es eher schwer, einen drei Kilo Sack Möhren innerhalb der Zeit aufzuessen. Sicher, es mag günstig sein, aber wenn man die Hälfte davon wegwirft und konsequenterweise somit das Geld rechnet, das damit in den Müll wandert, dann ist die Ersparnis nicht mehr ganz so groß. Ich versuche, wenig Abgepacktes zu kaufen sondern genau das an Obst und Gemüse, was ich wirklich brauche. Sicher, ich bekomme weniger Ware für vielleicht sogar das gleiche Geld – aber ich brauche eben auch selten Großpackungen. Ich zahle also nicht mehr, spare aber Lebensmittel.

Desgleichen gilt übrigens für Aufschnitt. Ich habe das Glück, einen Metzger im Dorf zu haben – aber für diesen Zweck tut es auch die offene Theke in einem Discounter.  Ja, auf die Menge gesehen ist es teurer, aber ich weiss noch, welche Mengen alleine an Salami bei mir in der Tonne gelandet sind, weil wir schlicht keine 200gr Wurst innerhalb einer gewissen Zeit aufgegessen haben. An der Theke hingegen kann ich 3 Scheiben Prager Schinken, 50gr Großvater Salami und 5 Scheiben vom Bauernspeck ordern. Ach, und geben sie mir noch eine kleine Scheibe, halt nicht soviel, ja danke so, von der Streichmettwurst mit. Auch hier wird der Wurstkauf in Geld gesehen nicht teurer als abgepackt. Nur kann ich das kaufen, was ich wirklich brauche.

4. Die gute, alte Einkaufsliste

Vorweg – ich mach mir keine. Also keine schriftliche auf einem Zettel, obwohl ich bitter eine nötig hätte, soviel, wie ich immer vergesse. Aber es geht gar nicht nur ums Vergessen, sondern darum, dass man sich Gedanken darum macht, was man wann kocht und was man dafür braucht. Und das und nur das kauft. Denn wenn man sich mehr holt, dann ist die Chance groß, dass zuviel gekauft wird und, der aufmerksame Leser wird es mittlerweile vorbeten können, dann weggeworfen wird.

Wenn man sich also schon keine wirkliche Liste auf dem Papier macht, so sollte man den Speiseplan der nächsten Tage sowie noch vorhandene Lebensmittel in Kühl- und Vorratsschrank doch wenigstens so im Kopf haben, dass man nicht alles doppelt und dreifach kauft. Und sich nicht vom Süsskram verführen läßt. Wobei der hier eher selten weggeworfen wird, seltsamerweise.

5. Kreativ kochen – sehr kreativ

Man kann noch so gut planen, Reste bleiben immer. Hier ein Kanten Brot, da ein paar nicht ganz so frische Äpfel und die Möhren haben auch schon bessere Zeiten gesehen. Jetzt gilt es, eingetretene Pfade zu verlassen. Meine Oma hat in Nachkriegszeiten meiner Mutter als eigenständige Mahlzeit Brot in Würfel geschnitten und in der Pfanne mit ein wenig Fett angebraten. Und wenn sie hatte, noch ein Ei drüber. Ein Gericht, das in diesem Haushalt immer noch beliebt ist.

Das ostpreußische Himmel und Erde als Eintopf ist ideal für leicht schrumpelige Äpfel und der Autor bekommt bestimmt zwei Mal die Woche ein Durcheinander von Gemüseresten mit Reis/Nudeln/Kartoffeln an diversen Saucen mit zur Arbeit – und mußte schon mehr als einmal sein Essen verteidigen.

Und wer sagt, dass alle immer das gleiche bekommen müssen? Es gibt Tage, da bekommt Kind Nummer Eins Nudeln von vorgestern mit Butter und Salz, Kind Nummer Zwei bekommt Reis von gestern mit Sojasauce, der Autor besagten Reis mit Sojasprossen und ich mache mich über das Brot her, das weg muss, indem ich es toaste und mit Antipasti belege. Und über allem thront der Apfel-Möhren-Salat. Was übrigens nicht bedeutet, dass dann Teller nicht rundum gehen und neue Lieblingsgerichte entdeckt werden können. Alles schon da gewesen.

Übrigens, unsere Frau Jugel hat ja sehr zukunftsweisend schon vor Monaten über genau dieses Thema geschrieben und uns in ihren Kühlschrank und damit in ihre Iss-mich-zuerst-Kiste schauen lassen. Womit wir eigentlich hier ein Gimmi Five plus one bzw. ein Gimme Six haben. Und eine Verlängerung der Liste wird gerne angenommen.

 

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