Ein Arbeitszimmer für den Autor – Teil 12: Pulp Fiction und der Sehr Große Tisch

I’m Winston Wolfe. I solve problems.

– Harvey Keitel in Pulp Fiction

Der Tisch im Arbeitszimmer hat eine steile Karriere hinter sich. Zuerst nur als Großer Tisch angedacht, der mit dem Kopfende an der Wand mit der Eingangstür stehen sollte, wurde er nach einem nächtlichen Einfall auf die andere Seite des Zimmers verlegt. Dort zeigten Simulationen, dass er sogar einen Meter breit sein kann, ohne den Arbeitsplatz auf der rechten Seite zu sehr einzuengen, und mutierte zum Sehr Großen Tisch (SGT). Jetzt ist er der Mittelpunkt des Zimmers.

Im Vergleich zum Welteroberungstisch ist der Aufbau vergleichsweise einfach: Man
geht zum Baumarkt, guckt sich die am wenigsten krummen Bretter mit den Maßen 300 x 20 x 4 cm heraus und bittet die netten Mitarbeiter, sie auf zwei Meter zuzuschneiden. Zuhause fügt man fünf dieser Bretter mit Lamellos zusammen, schraubt sie auf ein hingezimmertes Gestell und — Presto! — fertig ist ein massiver Holztisch für vergleichsweise wenig Geld.

Der Unterbau, zunächst nur grob ausgerichtet.

In der Praxis ist es natürlich nicht ganz so einfach. Dummerweise sind die Bretter bestenfalls nur in einer Dimension verzogen (der örtliche Holzhandel hatte nichts, das nicht noch mindestens ein Jahr hätte trocknen müssen, und so lange wollten wir dann doch nicht warten). Bei dem Welteroberungstisch war das weniger ein Problem, weil alles etwa ein Meter lang oder kürzer war. Beim SGT und beim Kindertisch ist das aber ein ernstes Problem.

Weswegen ich jetzt ein neues Lieblingswerkzeug habe: Den Elektrohobel. Oh, gelobt sei der Elektrohobel! In Anlehnung an Pulp Fiction habe ich ihn nach dem zweiten Brett „Wolf“ getauft aufgrund seiner Fähigkeit, fast jedes Problem zu lösen. Dass man nach wenigen Minuten den Fußboden vor Spänen nicht mehr sieht, das Arbeiten ist nur noch mit Atemschutz möglich ist und sich der Holzstaub sofort im ganzen Haus verteilen, nimmt man da gerne in Kauf. So kriegt man Bretter gerade.

Das mittlere Brett zuerst. Wir nehmen das geradeste der fünf, was leider nicht viel heißt.

Allerdings haben wir jetzt folgenden Ablauf: Brett anlegen, zu hobelnde Stelle markieren, Brett wieder zum Bock tragen, Brett hobeln, Brett zurücktragen, Brett wieder anlegen, neue Problemzone markieren … am Ende des Tages konnte ich kaum noch die Arme heben. Ehrlich, vielleicht hätten es drei Zentimeter auch getan.

Da der SGT direkt an den Welteroberungstisch anschließt, brauchen zwei Bretter einen Winkel. Wir machen die anderen drei zuerst, von innen nach außen gehend, bevor wir uns an den Schnitt wagen.

Nach dem vierten Brett.

Damit wir uns ganz sicher sein können, dass dieser Winkel bleibt, schrauben wir eine Latte unter die Enden der drei rechten Bretter und befestigen das ganze Gebilde mit Bolzen an der Wand. Durch sie, die angeschlossenen Tische rechts und links und dem Eigengewicht des SGT können wir sicher sein, dass nichts wackelt.

(Aufmerksame Leser werden bemerken, dass die Telefonkisten, Ethernetkabel und Steckdosenleisten nicht mehr auf dem Boden herumfliegen, sondern an der Wand hängen. Ja, hier wurde zwischendurch durchgegriffen, aber das besprechen wir in einem eigenen Eintrag.)

Fertig. Unermüdliche Freiwillige beseitigen Wolfs Spuren.

Das teuere Lehrgeld am Welteroberungstisch hat sich ausgezahlt: Der Schnitt stimmt, wenn auch nicht ganz ohne Fugen. Zum Glück haben wir jetzt Sägemehl ohne Ende … und drei Säcke Hobelspäne.

Blick vom Welteroberungstisch.

Am Kindertisch läuft das Verfahren genauso, wenn auch nur mit drei Brettern und ohne Winkelschnitt. Einen Tisch haben wir jetzt noch, den „Utility Table“ rechts vom SGT. Und dann geht es darum, die Oberflächen aller Tische zu glätten — wieder was für den Wolf.

Fortsetzung hier

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