Skiorte gibt es ja viele auf der Welt. Und in diesen stehen ungezählte Hotels. Da das Richtige für einen selbst zu finden kann schon mal gerne in Arbeit ausarten. Und ehrlich gesagt, genau das tat es: Im September letzten Jahres hab ich mir einen Wolf gesucht, um ein gutes, bezahlbares Familienhotel mit Kinderbetreuung in einem eher ruhigen Skigebiet zu finden, das über nicht zu schwere Pisten für die Mama verfügt, aber auch nicht zu langweilig in der Abfahrt für die Tochter ist.
Gefunden habe ich diese eierlegende Wollmilchsau in Neuberg bei Filzmoos. Fangen wir im Skigebiet an. Filzmoos liegt ganz links im großen Ski Amadé im Salzburger Land und ist ein in sich geschlossenes Skigebiet. Das bedeutet, man kommt von überall immer irgendwie wieder in dem Tal an, in dem man auch losgefahren ist. Wenn man einen Abzweig falsch nimmt, bleibt man immer noch im Dorf und landet nicht zwei Skigebiete weiter. Das finde ich als Mutter, die ihrem Kind eh nicht mehr hinterher kommt sehr beruhigend. Dazu kommt, das es ein reiner Familienort ist, zwar gibt es vereinzeltes Umpfta-Umpfta Aprés-Ski, aber wer auf Halli-Galli in den Skiferien aus ist, der ist hier eher falsch. Mit anderen Worten, ich war da genau richtig. Meiner Meinung nach ist Filzmoos also der perfekte Familienort.
Und kurz vor diesem Ort liegt Neuberg und da wiederum liegt ziemlich weit oben der Neubergerhof. In geistiger Vorbereitung auf diesen Artikel hab ich mir Gedanken drum gemacht, was genau ich Negatives sagen kann, damit dieser Bericht nicht ganz so wie ein bezahlter Werbeartikel wirkt. Nach längerem Überlegen wäre ein kleiner Minuspunkt wohl, dass das Hotel eben sehr weit draussen liegt, man eine Viertelstunde mit dem (kostenlosen) Skibus ins Dorf fahren muss und somit das mal eben kurz Bummeln gehen ausfällt. Das ist dann aber auch schon alles, was ich mir aus den Fingern saugen kann.
Die Zimmer: Sehr sauber und gemütlich eingerichtet, teilweise mit Holzfußboden, was in der Familie Stevenson ja immer ein Pluspunkt ist. Ein Novum zum Thema Hotelzimmer waren die reichlich bemessenen Schränke, in denen sich selbst für die Winterklamotten zweier Kinder und dreier Erwachsener nebst Ski-Klamotten genug Platz fand. Ach ja, und Internet auf dem Zimmer. Kostenlos. Eine kleines Goodie, das ich so in anderen Skihotels noch nicht erlebt habe. Spätestens damit hatten sie mich ja auf ihrer Seite.
Das Essen: Ja. Das Essen. Hätte ich nicht soviel Bewegung gehabt, ich wäre um zwei Kilo schwerer nach Hause gekommen. Wo es geht, hat der Koch die Zutaten aus der Region genommen – der Speck von den eigenen Schweinen, die Milch vom Milchbauern nebenan, den Käse aus der Käserei und das Rind für die Fleischbrühe hat in seinem Leben auch schon die eine oder andere Alm gesehen.
Der Kaffee stand spätestens eine Minute nach meinem Erscheinen im Frühstücksraum auf dem Tisch. Mit einem Kännchen frischer, warmer Milch. Mir persönlich reicht das ja zum morgendlichen Glück. Andere Menschen sehen das nicht so und labten sich am reichhaltige Buffet nebst frisch vor den Augen bereiteten Waffeln und Eiern in jeglicher Darreichungsform.
Nachmittags gab es eine Jause mit nicht unter 4 Kuchensorten und einer herzhaften Kleinigkeit wie etwa Suppe, Leberkäs oder auch mal Wurst-Salat, was mich wiederum sehr erfreute.
Und abends kamen dann fünf Gänge auf den Tisch. Mindestens. Es sei denn, man hat geschummelt und sich mit dem Käse noch heimlich einen sechsten einverleibt. Zur Qualität des Essens sei nur soviel gesagt: Jeder übriggelassene Anstandshappen wäre eine Sünde gewesen, die wir nicht willens waren zu begehen.
Kinderbetreuung: Von 9 bis 21 Uhr durchgehend – wenn man denn will. In einem hellen und modernen Kinderbereich nebst Turnhalle, Kletterwand und nicht unter drei Spezialangeboten pro Tag. Jetzt im Winter kommt für die Kinder unter 6 Jahre eigens eine ausgebildete Skilehrerin aus dem Dorf hoch, um mit den Kindern die ersten Skiversuche auf dem Hotelzauberteppich zu machen. Hatte bei uns allerdings den Effekt, dass mein Sohn dann gar nicht mehr in die Skischule wollte.
Jeden Abend gab es einen betreuten Kinderstammtisch, so dass die Eltern das oben genannte kulinarische Highlight des Tages in Ruhe genießen können. Was mir besonders aufgefallen ist: Das Kinderbuffet am Morgen und am Abend ist nicht nur auf ihren Geschmack (und trotzdem mehr oder minder gesund) abgestimmt, es ist auch auf ihrer Augen- und Händehöhe. Selbst die Dreijährigen konnten sich so ihr Essen selbst holen. Was ihnen allen richtig Spaß gemacht hat – den Reinigungskräften wohl weniger.
Service: Schon vor der Anreise – und bei uns war es dieses Jahr durch diverse Umbuchungen mehr als chaotisch – bis hin zur Abreise in sehr früher Morgenstund ein einziges Service-Mekka. Sei es, dass Kinder unplanmäßig von einer Haltestelle drunten an der Kreuzung abends ins Hotel katapultiert werden mußten. Sei es, dass Skipässe oder Skischulstunden nachgebucht werden mußten. Sei es, dass ein Kind am Nachmittag lieber ein Nutella-Brötchen hätte. Sobald man irgendein Problemchen artikulierte – es wurde immer freundlich und schnell gelöst. Und nie kam man sich wie eine sehr nervige Person vor, die schon wieder was wollte.
So, und da hab ich noch nicht vom SPA, dem Saunabereich, der Tatsache, dass der Skiverleih direkt im Skikeller ist oder der hervorragenden Qualität der Skischule (was hier sehr eindrucksvoll deutlich wird) geredet.
Und nein, ich werde immer noch nicht dafür bezahlt, dass ich hier lobhuddele. Aber ich habe, wie so viele andere Menschen, nur eine Woche Skiferien im Jahr und wenn man da dann mal einen Geheimtipp hat, dann sollte man damit nicht egoistisch hinter dem sprichwörtlichen Berg halten. In diesem Sinne:
Ski Heil!
Bis zum nächsten Jahr.
Alle Bilder: Neubergerhof