Alles Helden

Letzten Samstag hatten Frau Stevenson und ich Ausgang. Also schnappten wir uns den liebreizenden Nachwuchs und gingen zum Heldenmarkt. Die Veranstaltung hat zwei Untertitel: Messe für Nachhaltigen Konsum oder besser, nach meiner Meinung: Shoppen für Weltverbesserer. Das klingt doch nach uns. Ort des Geschehens war der Postbahnhof am Ostbahnhof, auf zwei Etagen, die ganz grob in unten Futtern und oben Lifestyle eingeteilt waren. Alles recht überschaubar und weil unsere beiden Hübschen ja schon so groß sind, bekamen sie Taschengeld in die Hand und zischten ab. Daraufhin konnten wir uns genüsslich durch die untere Halle naschen. Sehr ausgefallenen Senf und Honig haben wir probiert, und Pralinen ohne Zucker, die nur mit getrockneten Früchten auskamen. Und an die ich sonst sicherlich keinen Blick verschwendet hätte, aber die waren so erstaunlich gut, dass ich schon auf der Suche nach Bezugsquellen bin. Für die Unterhaltung war auch gesorgt. Zum Beispiel lobten wir recht begeistert die Salatsoßen, die wir gerade probiert hatten, worauf uns der Hersteller derselben freudestrahlend erklärte, der gute Geschmack läge nur daran, dass das Wasser, das er zur Herstellung verwendet habe, energetisiert worden sei. Rechtwinklig geknickte Wasserrohre sind nach seiner Theorie schädlich für die Schwingungen. Ich bin mir sicher, er hat unsere Heiterkeit deutlich gespürt, blieb aber trotzdem sehr freundlich.

Oben fanden wir dann unsere Grazien bei Dawanda wieder. Mit der geduldigen Hilfe der Handarbeitsfachfrauen haben die beiden wunderbare Freundschaftsarmbänder gezaubert, auf die sie immer noch sehr stolz sind. Herzlichen Dank noch mal dafür! Alsdann stießen wir auf die Seeds of Love, Spezialisten für die Sämereien alter Kulturpflanzen, und man merkte Sabine deutlich an, dass sie mental schon mal den Garten für das nächste Jahr plante. Infos und Preisliste mussten mit. Bei der Limonade zum Selberbauen von Lemonaid haben wir aber nur müde abgewinkt (können wir schon).

 

 

Gut gefallen hat uns das Projekt von 3 Freunde zum klimaneutralen T-Shirt drucken. Daneben gab es in der oberen Halle sehr viel Mode, bei der wir mal wieder feststellten, wie gut es ist, das wir kein Modeblog schreiben. Das Gezanke wäre nicht auszuhalten. Kurz bevor wir gehen wollten, mussten uns die Mädchen uuuunbedingt noch den Schmuck zeigen, „der nach Zitronen riecht“. Häh? Worauf wir zum Stand von Naturreich gezerrt wurden und in der Tat, es roch nach Zitrone. Und Orange. Was daran lang, dass die Schalen besagter Früchte in die Schmuckherstellung einbezogen wurden. Sehr spannend. Aber noch besser haben uns die Stücke aus Tagua-Nüssen gefallen. Wie uns der Hersteller erklärte, war dieses Material früher allgemein bekannt und wurde in der Schmuckherstellung anstelle von Elfenbein verarbeitet. Härte, Qualität und Zellstruktur seien fast dieselbe. Bis man dann Waffen hatte, mit denen das Erschießen von Elefanten kein Problem mehr war. Ich bin sehr für eine Renaissance dieser Nuss.

Wer in Stuttgart und Umgebung wohnt: da findet der Heldenmarkt am 3. und 4. Dezember statt. Berliner müssen bis zum nächsten Jahr warten. Ich gehe bestimmt wieder hin. Auch wenn ich immer noch nicht weiss, wer jetzt der Held war.

 

 

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