Es mag den einen oder anderen Leser verwundern, aber im Hause Stevenson gibt es einen PC. Das Ding wird nur gelegentlich für Spiele hochgefahren, deren Umsetzung auf OS X entweder fehlt oder so schlecht ist, dass man doch noch auf Windows zurückgreifen muss, wie Silent Hunter oder Civilization IV .
In der großen, glücklichen Rechnerfamilie im Hexenhaus ist dieser Computer das ungeliebte, radioaktive, mutierte Monster in Keller. Lange Zeit war nicht klar, ob wir ihn überhaupt behalten würden, weswegen er im Plan für das neue Arbeitszimmer nicht berücksichtigt wurde. Dummerweise stellte sich inzwischen heraus, dass es immer Flotten zu versenken und Weltreiche zu erobern gibt.
Nur, wohin mit dem Gerät? Unter die Tische kann er nicht verschwinden, denn das Gehäuse ist zu groß, die Wärme-Entwicklung zu stark und der Lärm zu laut. Ein neues Gehäuse kommt aus Kostengründen (und schon aus Prinzip) nicht infrage. Wie versteckt man so etwas? Erst ein Gespräch mit Kind Nummer Eins brachte die Lösung. Eines Tages versuchte ich ihr zu erklären, dass alte Technologie einen ganz eigenen Reiz hat und deswegen gerne als „retro“ zur Schau gestellt wird. Bestes Beispiel sei das warme Leuchten der Röhren in den alten Radios.
Schlagartig fiel mir damit die Lösung für den PC ein: Er gehört nicht versteckt, sondern im Gegenteil, er gehört ausgestellt! Schließlich sind drehende Lüfter und blinkende LEDs im Zeitalter von iPads und Chromebooks schon eine Rarität. Mit einem Q9550 als Prozessor ist die Maschine auch praktisch schon antik.
Entsprechend bauen wir heute einen weiteren, vierten Unterschrank für den Welteroberungstisch. Das Grundmuster bleibt erhalten, aber diesmal entfällt die Rückwand, damit die kalte Außenmauer bei der Kühlung helfen kann. Die Vorderseite wird mit Polycarbonat (ein durchsichtiger Kunststoff) verschlossen und oben kommt ein Lüftungsschlitz hin, der die aufsteigende Wärme in den Raum leitet. Heating by Intel!
(Es wäre an dieser Stelle natürlich verlockend, tiefer ins Case Modding einzusteigen. Das könnte noch kommen — Kind Nummer Zwei zeigt eine gewisse Begeisterung für Lüfter mit blauen LEDs. Aber dafür haben wir im Moment nicht die Zeit.)
Vom Gehäuse entfernen wir alle Plastik-Teile, bis nur noch der Metall-Rahmen übrig ist. Die LEDs für Power und Festplattenzugriff kleben wir erstmal einfach ins Gehäuse, wo wir sie von außen sehen können. Die Schalter für Reset und Power lassen wir hinten/seitlich heraushängen, bis wir sie irgendwann durch einen Taster ersetzen können. Die Lüfter sind so eingebaut, dass sie die Luft nach oben blasen.
Daher müssen wir in das obere Querregal auch ein Loch schneiden, das wir mit einem Lüftungsgitter abdecken. Rechts und links davon bleibt genug Platz für einen Mac Mini frei, sollte Apple irgendwann zur Besinnung kommen und wieder ein Modell mit einer eigenständigen GPU anbieten.
Da wir dem antiquierten Gerät bei der Arbeit zuschauen wollen, wird die Vorderseite verglast. Nur, Glas können wir nicht benutzen, weil Kinder im Haus sind und sie mit Sicherheit früher oder später heftig dagegentreten werden. Damit bietet sich Polycarbonat für die Scheibe an, da es bruchsicher und gut zu verarbeiten, aber auch billig ist. Der Nachteil besteht darin, dass es leicht zerkratzt, aber damit können wir leben. Das Material lässt sich mit der Stichsäge zerschneiden.
In der Kiste wird es bewusst nur mit wenigen Nägeln festgehalten, damit man sie nach einem aufgeregten Kindertritt wieder einsetzen kann. Das ist besser, als wenn der ganze Kasten umfliegt.
Zuletzt noch ein Detail: Auf dem Boden kommt eine ein Zentimeter dicke Gummimatte, um die Schwingungen abzufangen, denn sonst wirkt das ganze Holz wie ein Resonanzkörper. Die Tastatur und Maus werden über USB-Verlängerungskabel auf den Schreibtisch gelegt.
Und schon können die Schleichfahrten im Pazifik wieder aufgenommen werden.
2 Responses to Ein Arbeitszimmer für den Autor, Nachtrag: Der PC-Unterschrank