Vor vielen, vielen Jahren habe ich in einem Magazin ein Bild von einem Zimmer des Apple-Chefs Steve Jobs gesehen. Es war ein fast völlig leerer Raum mit einer absolut minimalistischer Ausstattung, die über einen Computer nicht viel hinausging. Seitdem habe ich bei dem Anblick von völlig leergeräumten Zimmer einen gewissen Drang, sie so zu lassen.
Leider scheine ich sehr viel mehr Krempel zu besitzen als Jobs es hatte. So sieht der Inhalt des Arbeitszimmers im Exil aus:
Dazu kommen noch Rechner-Zeugs und Aktenordner, die eine weitere Raumhälfte füllen. Gut, einiges von dem Zeugs werden wir aussortieren, aber spartanisch wird das neue Arbeitszimmer bestimmt nicht.
Was uns zu der Frage bringt, was überhaupt ins Zimmer hinein soll, nach welchen Prinzipen es aufgebaut wird und was wir sonst beachten müssen. Das klingt alles ziemlich abstrakt, aber ein Problem mit dem alten Zimmer war, dass ich zu sehr in Eile war, um mir diese Gedanken zu machen. Entsprechend das fail.
Benötigt werden drei große Elemente:
Ein Schreibtisch für mich uns im Achteck. Dabei soll es eine durchgehende Fläche geben, die rundherum läuft. Einige Leser haben Vorschläge eingeschickt, wie es auch anders gehen könnte. Danke dafür, aber ehrlich gesagt finde ich es so einfach cooler. So ist auch mehr Platz für das Gerät mit dem Bing.
Ein Schreibtisch für die Kinder, damit sie das Achteck nicht besetzen.Hindergrund ist die Familien-Regel, dass die Kinder weder Computer noch Fernseher in ihren Zimmern haben dürfen.
Ein großer Tisch für Brettspiele, Puzzle und Dinge, die auf einer Fläche ausgebreitet werden müssen. Im Moment wird dafür der Tisch im Eßzimmer benutzt, der chronisch überbelegt ist.
Nehmen wir die alte Skizze von dem Zimmer, legen einige Linien darüber und schauen uns das Ganze konkret an:
Die Einteilung nach Buchstaben werden wir für das restliche Projekt beibehalten.
A-E: Der Hauptschreibtisch im Achteck. A und B haben Fenster und sind daher nur begrenzt nutzbar (mein Vorschlag, das Fenster bei B zuzumauern, stieß bei der Schönsten Germanin nicht auf Gegenliebe). Der Hauptsitzplatz wird vermutlich D sein, auch wenn C auf den ersten Blick passender erscheint. Zum Glück müssen wir uns noch nicht entscheiden.
F: Der Nutztisch. An dieser Wand kommen alle möglichen Kabel, Anschlüsse und Telefonleitungen an. Als Schreibtisch taugt er nichts, daher wird hier oben der Drucker stehen und unten die Tonne für das Altpapier und der Shredder.
G: Der Kinderschreibtisch. Hier steht erstmal der alte iMac. Dann muss ich auch etwaige Aufkleber mit rosa Einhörnern nicht immer sehen.
H: Der große Spieltisch. Eigentlich wäre es besser, ihn um 90 Grad zu drehen, damit niemand in das Licht aus dem Fenster gucken muss, aber unter dem Fenster steht eine hohe Heizung.
Auf dem ersten Blick sieht die Ecke zwischen F und G — wo bislang der Eckschreibtisch stand — verschwendet aus. Aber das ist, wie wir bald sehen werden, ein Feature und kein Bug, weil die Kabel und der NAS dort verschwinden können.
Bevor der Teppich herausgerissen wurde, haben wir den Aufbau mit Klebestreifen auf dem alten Teppich simmuliert. Das war nützlich: Ursprünglich wollte ich den Spieltisch (H) 90 cm breit sein lassen. Beim Testen wurde klar, dass das zu breit ist. Jetzt sind 80 cm geplant. Siedler von Catan passt trotzdem.
Soweit das Was. Jetzt zu dem Wie, aus bitterer Erfahrung:
KISS — Keep It Simple, Stupid. Wie man an den Bildern gesehen hat, war der Aufbau des alten Zimmers raffiniert, ja, fast verspielt. Das lag zwar auch daran, dass ich mit Holzresten arbeiten und sparsam sein musste. Aber eben auch, weil ich mir toll dabei vorkam. Inzwischen bin ich älter und weiser, oder wenigstens älter. Aus Punkt 1 folgt:
Keine Maßanfertigungen mehr oder auf jeden Fall so wenige wie möglich. Das alte Zimmer wurde genau so aufgebaut, wie ich es damals brauchte: Passende Regale für den Röhrenmonitor — dumm nur, dass mit meinem Flachbildschirm der ganze Platz verschenkt ist. Auf der rechten Seite des Eckplatzes war genug Platz für einen normalen Laptop — dass ich mal einen 15” MacBook Pro besitzen würde, konnte ich nicht wissen. Der Unterbau nimmt wunderbar Desktop- und Towergehäuse auf — die gibt es im ganzen Haus nicht mehr. Daher: Diesmal wird flexibler gebaut.
Weniger Bücher. Gemeint ist damit, dass es inzwischen nicht mehr notwendig ist, den Arbeitsplatz mit Nachschlagewerken zu umstellen — bevor ich meine Hand zum Regal hebe, suche ich es doch eher online (die Ausnahme ist der Duden). Mein Vater hat seinen Schreibtisch aus dieser Einsicht heraus minmalistisch eingerichtet, und es sieht wunderbar aus. Lieber Bilder von netten Menschen an die Wände.
Weg mit den Kabeln. Ich hasse, hasse, hasse, Kabelsalat auf dem Schreibtisch. Möglichst viel von dem Zeugs wird versteckt. Was leider zu einem Zielfkonflikt mit dem nächsten Punkt führt:
Offene Bauweise, besonders in Fußbodennähe. Überall Schränke fest einzubauen führte nicht nur zu dem Problem, dass der Zugang zu den einmal verlegten Kabeln für Nicht-Katzen kaum noch möglich war. Es war auch unmöglich, den Teppich sauber zu halten. Außerdem sollte man in einem Kellerzimmer immer genug Luft an die Wände lassen. Daher werden wir die Tischplatten auf Beine stellen, nicht auf fest eingebaute Unterschränke.
Dazu kommt noch ein übergeordnetes Prinzip: Es darf nicht zu teuer sein, was aber für alles in diesem Blog gilt. Entsprechend werden zum Beispiel die Schrauben aus dem alten Arbeitszimmer im neuen wiederverwertet.
Fortsetzung hier
Bis zum nächsten Eintrag werden wir mit dem Ausräumen des Zimmers fertig sein. Dann fangen wir mit den ersten Baumaßnahmen an.
3 Responses to Ein Arbeitszimmer für den Autor: Teil 4 (Das Theoretische)