Manchmal glaube ich ja, die Frau Stevenson hat nicht genug zu tun. Denn anders lässt sich eigentlich nicht erklären, dass sie hier auf Silvester mit einem Korb voller Geschenke aus der Küche anrückte. Und das, obwohl wir uns ja grundsätzlich und überhaupt gar niemals gegenseitig etwas zu Weihnachten schenken. Weil man ja eben rund um die Feiertage schon genug zu tun hat. Gefreut habe ich mich natürlich trotzdem wie Bolle, denn wenn was sie macht, die Sabine, das macht sie gut. Besonders in der Küche. So füllen also jetzt Essig mit Chilies, Rosmarin und Himbeer-Bacardi sowie Antipasti und eingelegter Ziegenkäse meine Regale und ich kann es kaum erwarten, davon zu kosten.
Eins hätte ihr allerdings fast die Freude an der Herstellung all dieser Köstlichkeiten verdorben, und das war die Hartnäckigkeit, mit der die Reste vom Etikettenkleber sich weigerten, die Gläser zu verlassen. Am Ende hat sie an der Front aufgegeben, und sich auf die Qualität des Inhalts konzentriert. Sehr vernünftig. Den Rest schaffe ich dann schon.
Bloß wie?
Bei mir wandern Gläser, die ich wieder verwerten will, normalerweise einfach in die Spülmaschine und danach ist es gut. Das konnte ich mir hier natürlich knicken, schließlich waren sie voll. Auch der im Netz immer wieder gelesene Tipp mit dem Fön schied aus dem gleichen Grund aus, das hättet mir der Ziegenkäse vermutlich nicht verziehen. Acetonhaltige Lösungsmittel hab ich nicht im Haus. Langsam wurd’s eng, denn vielmehr Tipps fand ich nicht. Dann stand da noch was von Einreiben mit Öl. Hm, konnte ich mir nicht recht vorstellen, aber immerhin hatte ich das zur Hand und schädliche Nebenwirkungen waren wohl kaum zu erwarten. Und siehe das, nach fünf Minuten liess sich das meiste Klebezeug abreiben. Die letzten hartnäckigen Reste entfernte dann der Ceranfeld-Schaber, und alles war blank.
Nochmals vielen Dank, liebe Sabine, ich suche nur noch nach einem Grund, das Zeug zu vernaschen.