Hallo, ich bin Simone und ich bin ein Weekday Veggie.
Ja, sowas gibt es wirklich. Das sind die Typen, denen ein fleischloser Tag pro Woche nicht reicht, auch wenn die Idee, weniger, deutlich weniger Fleisch zu essen als zuvor, natürlich die gleiche ist. Zu diesem Zweck versuche ich (und mein Mann macht mit), unter der Woche auf Fleisch und Wurst zu verzichten. Das funktioniert gut, wenn man daraus kein Dogma macht, und dann natürlich den Rest vom Gulasch auch noch am Montag isst. Angestrebt wird, dass das wenige Fleisch, was man dann doch noch isst, aus artgerechter Haltung stammt und man durch die Reduzierung der Menge den höheren Preis wett macht.
Und warum das Ganze? Weil mir beim Gedanken an Massentierhaltung übel wird. Nicht nur, weil das den Tieren wohl kaum gefallen dürfte. Sondern auch, weil die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt katastrophal sind.
Schuld ist Mark Bittman. Der Food-Kolumnist der New York Times hat in einem der fast immer sehr sehenswerten TED-Talks ein sehr engagiertes Plädoyer für einen geringeren Fleischkonsum abgeliefert, das bei mir sehr, sehr lange nachhallte. Und zwar auch, oder vielleicht gerade deshalb, weil er gleichzeitig erklärte, er habe überhaupt keine Ambitionen, zum Vegetarier zu werden. In einem Vortrag von knapp 20 Minuten erläutert er mal eben locker die amerikanischen Ernährungsgewohnheiten der letzten gut 100 Jahre, gesteht, dass er „richtigen“ Spinat und Brokkoli erst mit 19 Jahren gegessen habe und dass die Koch-„Künste“ seiner Mutter der beste Anreiz waren, wirklich kochen zu lernen. Und dazwischen Daten, die mich damals umgehauen haben. Dass 70 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche dieses Planeten vom Viehzeug belegt sind. Dass das liebe Vieh mehr Treibhausgase verursacht als der Verkehr. Und dass es in mehreren Bundesstaaten ein Gesetz gab, nach dem Margarine pink gefärbt sein musste, damit man sie als Fake erkennt. Sehr deutlich machte er, dass es bei 10 Milliarden Stück Vieh, die pro Jahr zu Nahrungszwecken getötet werden (und das ist nur der Wert für die USA), gar nicht in erster Linie darum geht, dass hier Tiere systematisch gefoltert werden, sondern zuerst darum, den Planeten vor der daraus resultierenden schleichenden Katastrophe und die Menschheit vor den selbst herbeigeführten Epidemien zu retten. Wenn man das geschafft hat, kann sich bei dem dann noch verbliebenen Viehbestand mehr Mühe geben. Er spricht sich leidenschaftlich für echte Nahrung aus und hat mich nachhaltig beeindruckt.
In der Folge bin ich an verschiedenen Stellen auf dasselbe Prinzip gestoßen, ob nun das Lob des Sonntagsbratens gesungen wird oder unter Halbzeitvegetarier.de beschworen wird, dass zwei halbe Vegetarier zusammen schon ein ganzer sind. Das Ziel ist dasselbe: weniger Fleisch, dafür besser essen.