Die Freundin meiner Tochter hatte gestern Taufe. Zusammen mit ihrem Bruder, der auch noch konfirmiert wurde. Schon vor Wochen fragte mich die Mutter, ob ich vielleicht ein oder zwei oder so Torten/Kuchen machen könnte, ich würde das immer so nett und schmackhaft machen.
Und anstatt, dass ich bei meinen Leisten bleibe, muß ich mir ja ein Mamutprojekt ausdenken. Eine dreilagige Torte sollte es werden. Schön dekoriert mit Rollfondant und kandierten Minzblättchen und so. Kein Problem, machen wir alles. Zuzüglich zum Brownie-Cake. Und dem laktose-, fruktose- und zuckerfreien Kuchen, den ich dann der Abwechslung wegen in Marmor und Nuss gemacht habe. Und weil ich sonst nichts zu tun hab im Leben.
Aber zurück zur Torte.
Erst drei Biskuitböden gebacken. Dazu gibt es genau zwei Methoden. Enweder man macht einen und schneidet ihn dann zweimal durch. Meiner Erfahrung muss man dafür die Hände eines Neurochirurgen haben. Oder man backt einfach gleich drei Böden á 10 Minuten. Langwieriger, aber gelingt besser. Meistens. Dazu nimmt man:
8 Eier
150g Zucker
3 EL Wasser
180g Weizenmehl
50g Speisestärke
1 Tel. Backpulver
Die Springform (falls das Ganze rund werden soll) mit Backpapier auslegen und bei 170 Grad die besagten 10 Minuten backen. Wenn sie fertig sind, jeweils rausnehmen, mit dem Backpapier stürzen und von unten mit einem nassen, sauberen Tuch das Backpapier abstreichen, dann lässt sich das Papier leicht lösen. Die Böden auskühlen lassen. Hat man drei gleiche Böden, ist man gut. Ich hatte einen tollen für unten, einen gehtgeradenochsodurch für oben und einen sehr mickrigen für die Mittelschicht.
Für die Vanillefüllung nimmt man:
2 Packungen Bourbon-Puddingpulver
500ml Milch
7 Eigelb
150g Zucker
2 Päckchen echten Vanillezucker
500ml Schlagsahne
Pudding mit ein paar Löffeln Milch und dem Eigelb glattrühren, restliche Milch mit dem Zucker und dem Vanillezucker aufkochen. Vom Herd nehmen und den Pudding einrühren und rühren und rühren und rühren. Immer wieder, bis die Masse erkaltet ist. Dann die Sahne steifschlagen und unterrühren. Nicht dran stören, wie es aussieht – das muss so sein. Kalt stellen. Derweil die zweite Füllung machen aus
1 Beutel gefrorenen Erdbeeren
1/2 Zitrone
100 g Zucker
8 Blatt rote Gelatine
Gelatine aufweichen und kurz mit etwas Wasser warm auflösen. Erdbeeren antauen lassen, mit Zucker und Zitrone pürieren. Eine Kelle davon in die Gelatine geben, nach und nach den Rest beigeben. Und auch hier – warten, das geliert nach einer gewissen Zeit, auch wenn es nicht so aussieht
Dann – und das ist ganz, ganz wichtig – einen Tortenring um den ersten Boden legen. Wenn kein Tortenring da ist, dann muss man eben einen basteln, aus dem Hut zaubern oder sich aus den Rippen schneiden, sonst sieht die Torte nach der ersten Schicht aus wie rausquellendes Hirn aus einer Schädeldecke. Ich weiß das sehr genau. Meine Kinder haben ganz neue Schimpfwörter gelernt am Mittwoch.
Also: einen Tortenring um den ersten Boden legen. Dann die Hälfte der Vanillecreme einfüllen, da drauf ebenfalls die Hälfte des Erdbeerpürees. Zweiter Boden drauf und das Ganze noch mal. Dann den letzten Boden als Deckel drauf. Alles Unwichtige aus dem Kühlschrank schmeißen und das Gebilde am besten über Nacht kühl stellen. Dafür die Butter rausnehmen und auf Zimmertemperatur warm werden lassen
Am nächsten Morgen vor lauter berechtigter Panik, es könne alles nicht klappen, viel zu früh aufwachen und sich an die Buttercreme machen.
1 Packung Bourbon-Puddingpulver
400ml Milch
60g Zucker
1 EL Kokosfett
250g Butter
Den Pudding wie gehabt kochen. Direkt danach das Kokosfett einrühren. Wenn die Masse erkaltet ist, auch hier viel, viel rühren – wer braucht schon Armmuskeltraining? – die Butter 2 Minuten auf höchster Stufe mit dem Mixer durchlassen und nach und nach zur Creme geben. Die Torte aufwecken und sanft rundrum eincremen. Wieder kalt stellen.
So, und dann kann man seinen Rollfondant selbst machen. Man kann aber auch einfach irgendwann seine Grenzen erkennen und das Zeug bestellen. Es kommt für gar nicht viel Geld sauber verpackt in handlichen Größen, zusammen mit anderem netten Dekorkrimskrams. Was nicht heißt, dass es keine Sauerrei ist, das Zeug auf Puderzucker zu kneten und auf die richtige Größe auszurollen. Hat man das geschafft ruft man jemand, der mindestens Handgröße 8 hat zur Hilfe, geht mit den Händen unter den Fondant, hebt auf drei die Zuckermasse hoch und senkt sie vorsichtig auf die vorher rausgeholte Torte. Wenn das geklappt hat, hat man quasi gewonnen.
Alles was dann noch bleibt ist ausdekorieren – auch wenn das nie so aussieht, wie man sich das vorstellt, aber an dem Punkt ist einem das dann mittlerweile egal.
Bis zum Servieren kommt das Biest ein letztes Mal in den Kühlschrank. Man selbst versucht, mit viel Make-up die Spuren der Verzweiflung aus dem Gesicht zu schminken, um dann die Ausrufe wie
„Nein, was hast Du Dir für Arbeit gemacht!“ mit einer lässigen Handbewegung und einem Lächeln abzutun und die Komplimente huldvoll anzunehmen.
Kleiner Tip: Ab 20 Grad Aussentemperatur schwächelt die Torte – es gilt, sie schnell zu servieren, zu essen und sie dann wieder ins Kühle zu bringen, bevor sie sehr unglamourös in sich zusammenfällt.
Und für den Verbündeten Holger und seine Küchengefährtin: *So* hat eine Küche auszusehen, in der wirklich gearbeitet wird. Nur, damit hier mal die richtigen Maßstäbe angelegt werden.
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