Von Stäbchen und Mädchen

Beim Aufräumen der Küchenschubladen hatte ich sie wieder in der Hand, und sie wurden natürlich nicht ausgemustert: die aus Korea und Japan mitgebrachten Essstäbchen. Da wir nicht nur die Utensilien, sondern auch eine Vorliebe für die dortige Kost mitgebracht haben, sind sie auch in regelmäßigem Gebrauch; es gibt also überhaupt keinen Grund, sich von ihnen zu trennen. Und zwischen japanischer und koreanische Küche mögen wir uns auch nicht entscheiden, also werden auch die Stäbchen beiderlei Ursprungs behalten.

 

 

Da gibt es durchaus Unterschiede. Japanische Stäbchen sind meist aus Holz, oft lackiert, fast immer in irgendeiner Form dekoriert. Spülmaschine: no-go. Sie laufen spitz zu und haben oft im unteren Bereich Kerben oder Rillen, um einen besseren Griff der Speisen zu ermöglichen. Uns wurde in Japan ein Stäbchen-Ste für Ehepaare geschenkt. Da war dann auf den ersten Blick klar, wer der Herr im Hause ist. Der mit den längeren Stäbchen.

Koreanisches Essbesteck dagegen besticht durch Schlichtheit und besteht zur Freude der Hausfrau meist aus Edelstahl. Angeblich kommt das daher, dass auch das Alltagsbesteck die Sitten am früheren koreanischen Königshof nachahmt. Dort, so wurde uns erklärt, habe der König seine Speisen nur mit Silberstäbchen zu sich genommen. Nicht, weil es hübscher war, sondern als Vorsichtsmaßnahme. Er hoffte, dass ihn ein Anlaufen der Silberstäbchen vor Gift im Essen warnen würde. Ob diese Vorkehrung irgendwann den Praxistest bestanden hat, ist mir nicht bekannt.

Jedenfalls war die Umstellung auf die glatten Metallstäbchen sauschwierig anspruchsvoll. Es gibt auch keine Rillen an der Spitze, die der ungeübten Langnase das Essen erleichtern würden. Aber kein Grund, Kohldampf zu schieben. Denn zu unserer großen Erleichterung gehört zu jedem anständigen koreanischen Besteck auch ein Löffel. Und damit wir in Korea fast alles gegessen. Sogar das heissgeliebte Bibimbap (Reis mit Gemüse und sonstigen Zutaten zum selber Rühren).

 

 

Was allerdings immer mit den Stäbchen gegessen wird, sind Udon-Nudeln (kein Wunder, die kommen ja auch eher aus Japan): dicke Weizennudeln in Brühe mit allerlei Gemüse. Die Herumfischerei mit den Stäbchen in der Suppe fand unser Kind so faszinierend, dass sie ratz-fatz lernte, mit dem ungewohnten Gerät umzugehen. Ziemlicher Autodidakt soweit, denn wir konnten es ja auch nur gerade so. Und sie ist jetzt richtig gut darin.

 

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