Nach mehr als zehn Jahren wird es irgendwie doch langsam Zeit, eine neue Matratze zu kaufen. Und wenn man dabei ist, kann man auch gleich größere Matratzen holen, denn eine Breite, die als frisch verliebte Studenten noch ausreichte, ist inzwischen mit zwei Kindern und einer schwer wärmebedürftigen Katze schon mal etwas eng. Das wiederum erfordert ein neues Bettgestell. Nun würden normale Leute einfach rausgehen und sich eins kaufen. Aber wir haben festgestellt, dass uns die meisten Gestelle zu weich sind oder doof aussehen oder zu teuer sind (oder gleich alles drei). Daher haben wir uns entschieden, selbst eins zu bauen. Natürlich.
Die Schönste Germanin hatte sofort eine Idee, wie das Bett aussehen sollte: Auf dicken „Quadern“ an den Ecken sollte es stehen statt auf dünnen Beinen. Und vom Anstrich her schäbig.
Schäbig? Bitte?
Es stellt sich heraus, dass sie Shabby Chic meinte, eine Stilrichtung aus Großbritannien, bei der Möbel alt und gebraucht aussehen sollen. Offenbar ist das jetzt groß in Mode. Warum hat man mir das nicht vorher gesagt? Bislang habe ich immer versucht, meine Projekte nicht schäbig aussehen zu lassen.
Der ursprüngliche Bauplan des Schäbigen Bettes. Die Höhe ist noch auf 50 cm veranschlagt und auch einige andere Maße sind später geändert worden. Die Flecken kommen daher, dass der Zettel zwischendurch in den Hausmüll landete, warum auch immer. Leider habe ich das erst gemerkt, nachdem ich das Altpapier durchsucht hatte.
In diesem Fall beschränkt sich die Stilrichtung darauf, dass wir das sichtbare Holz zuerst mit Acryl-Vorstrichfarbe und dann mit einer — und nur einer — Schicht von Acryl-Weißlack seidenmatt anstreichen. Der Hinweis auf das „sichtbare“ Holz ist wichtig, denn die eigentlichen Latten bleiben unbehandelt: Sieht eh nur die Katze und Farbe ist teuer.
Zu den Maßen: Die Matratzen sind je zwei mal ein Meter von der Fläche und etwa 25 cm hoch. Die Latten werden 40 cm über den Boden liegen, denn wir nutzen für die Quadern unsere beliebten Leimholz-Fichte-Bretter, die kostenlos im Baumarkt aus 80 x 40 cm Platten zu 50 x 40 cm zugeschnitten werden. Fünf Bretter 200 x 20 x 2,8 cm liegen quer und stehen an strategischen Stellen auf 8 x 8 x 40 cm dicken Pfosten, die man aber erstmal nicht sieht. Quer über die fünf dicken Bretter kommen die eigentlichen Latten, 200 x 8 x 1,8 cm. Schließlich werden die Matratzen von 200 x 20 x 1,7 cm Brettern umfasst, damit sie nicht herunterrutschen und alles ordentlicher aussieht.
Alpha-Test der einzelnen Module. Das mittlere wird nur über die Latten mit dem Kopf- und Fußstücken verbunden sein.
Klingt alles einfach, schon allein weil wir nichts mehr zuschneiden müssen. Das erste Problem war ohnehin ein anderes: Das Schlafzimmer liegt im ersten Stock, der Werkraum im Keller. Daher muss das Bett in kleineren Modulen gebaut und gestrichen werden, bevor es hoch getragen wird. Ich werde zu alt für sowas.
Das größte Einzelmodul, das Kopfteil. Hier sieht man, was mit den „Quaderfüßen“ gemeint ist. Im Hintergrund die Quader für das Fußende. Ist das schäbig genug?
Einige Leser mögen gestutzt haben, als sie von 40 cm hohen Seiten gelesen haben. Kommt man nicht auf eine ziemliche Höhe, wenn man noch etwa 25 cm Matratzenhöhe dazu addiert? Beileibe ja. Aber das sehen wir im nächsten Eintrag.
2 Responses to Ein schäbiges Bett für die schönste Germanin, Teil 1