Nur ganz wenige Gärten kommen ohne den grünen Teppich aus und ein Mäher gehört zur Grundausstattung jedes Eigenheimbesitzers. Trotz seiner weiten Verbreitung halten sich aber auch im Internetzeitalter einige Vorurteile zum Thema Rasen und Rasenpflege erstaunlich hartnäckig. Zeit aufzuräumen.
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1. „Rasen besteht aus Gras“: Jein, eigentlich ist es eine Vielzahl unterschiedlicher Grasarten und –sorten und das ist genau die Stärke des Rasens. Denn jede Grassorte ist ein Spezialist für eine besondere Aufgabe. Einige keimen schnell und können sich geschwind ausbreiten, andere leisten viel auch unter extremer Belastung und manche sind äußerst ansehnlich und fein. Sehr, sehr wenige können das alles auf einmal und das sind immer die Zuchtsorten, die ihren Preis haben. Ihren Preis sowohl hinsichtlich des Erwerbs, aber auch hinsichtlich der Pflege, die man leisten muss, damit sie ihre Qualitäten ausspielen können.
Bei Extensivsaatgutmischungen (das sind Wiesenansaaten, die seltener gemäht werden müssen) können zusätzlich zu den Grassamen auch Kräuter wie Schafgarbe oder Klee beigemischt sein.
Warum muss man das wissen?
Erstens: je nach Zusammensetzung der Grasarten braucht der Rasen eine andere Pflege. Ein Extensivrasen ist überhaupt nicht für dauernden Tiefschnitt ausgelegt und ein Intensivrasen verkommt ohne regelmäßige Pflege ganz schnell.
Es gibt Rasenmischungen für Menschen, die gießfaul sind (Regelsaatgutmischung RSM 2.2.1: Gebrauchsrasen für trockene Lagen) und solche die mehr auf Wiese stehen (Regelsaatgutmischung RSM 8.1: Biotopflächen). Diese beiden Mischungen sind für ökologisch orientierte Zeitgenossen, die nicht unbedingt einen Golfrasen brauchen empfehlenswert, da Dünger- und Wasserbedarf gering sind.
Zweitens: Die Zusammensetzung des Saatguts ist der entscheidende Faktor für die Güte des späteren Rasens. Deshalb lohnt es sich, nach der besten Qualität Ausschau zu halten. Man kann sagen, dass 80% des späteren Erfolgs von der Wahl des richtigen Saatguts abhängen. Deshalb bitte niemals Rasensamen aus der Billigecke wie z.B. „Berliner Tiergarten“ verwenden. Empfehlenswert: Saatgut der Fa. Wolf, z.B.: Premiumrasen „Schatten und Sonne“
2. „Düngen bringt nichts, man muss nur mehr mähen“: Falsch, die Belastbarkeit und der optische Eindruck einer Rasenfläche hängen extrem von der Nährstoffversorgung der Gräser ab. Gerade die trittfestesten und regenerationsfähigsten Grasarten haben den höchsten Nährstoffbedarf. Wahr ist, damit der Rasen Lücken schnell wieder zuwachsen kann und Belastungen aushält, muss er gedüngt werden. Gräser, die gut im Futter stehen, können sich besser gegen Unkraut und Moos wehren. Im Sportrasenbereich (Golf, Fußball, Hockey) werden gut und gern 20 g Stickstoff als Reinnährstoff pro Quadratmeter und Jahr verabreicht. Das entspricht etwa 150-250 Gramm Dünger pro Quadratmeter (das aber Umgotteswillen nicht alles auf einmal, sondern in drei Einzelgaben über die Vegetationsperiode verteilt, z.B. Mitte April, Mitte Juni, Anfang September).
Für alle, die das nicht einsehen wollen: der schon erwähnte Gebrauchsrasen für Trockenlagen zeichnet sich durch Anteile von Rohr- und Schafschwingel aus, also Gräserarten, die mit weniger Nährstoffen auskommen und die hitze- und trockenverträglicher sind. Dafür sind Belastbarkeit und optischer Eindruck nicht ganz so optimal.
Wem düngen grundsätzlich nicht genug Bio ist, dem empfehle ich die Rasenpflegeprodukte von Oscorna, die organisch und biologisch in Ordnung sind. Und…. sie funktionieren auch sehr gut.
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3. „Rollrasen ist einfach besser“: Mit Rollrasen kauft man sich Zeit und bekommt in der Regel einen Rasen aus professionellem Saatgut (siehe Punkt 1.).
Rollrasen wird jedoch in der Rasenschule genauso aus einer Ansaat herangezogen wie jeder andere Rasen auch. In der Regel sind es Standardsorten (Gebrauchsrasen, Sportrasen), die man von der Rolle angeboten bekommt. Einen „Gebrauchsrasen für trockene Lagen“ wird man als Auslegeware nur schwer finden. Sowas muss man selbst aussäen.
Wird Rollrasen im Hochsommer verlegt, muss penibel auf den Wassernachschub geachtet werden. Er darf bis zu seinem Anwachsen keinesfalls austrocknen.
4. „Durch Vertikutieren holt man das Moos aus dem Rasen und lüftet den Boden“: Vertikutieren ist völlig überbewertet. Ich mache das privat grundsätzlich gar nicht und bei Kunden nur auf deren ausdrücklichen Wunsch. Wenn diese Maßnahme nicht durch Düngung, Absanden und Nachsaat begleitet wird, bringt sie gar nix. Wahr ist: alte Rasenflächen haben oft ein Verdichtungsproblem. D.h. der Boden ist durch die ständige Trittbelastung so sehr komprimiert, dass Wasser und Luft nicht mehr rein passen. Man kann dieses Problem kurzfristig mechanisch lösen, z.B. durch Aerifizieren. Besser ist es jedoch, das Bodenleben zu aktivieren. Also, sich die Millionen von Würmern, Kleinstlebewesen, Pilzen und Bakterien, die sowieso in jedem Boden leben, dienstbar zu machen. Wenn die alle richtig loswühlen, lockert sich der Boden von allein. Meine Empfehlung: Oscorna Bodenaktivator nach Herstellerangabe zwei- bis drei Mal im Jahr mit 150g/qm anwenden.
5. Schattenrasen hilft in dunklen Ecken: Schattenrasen ist ein Versprechen, dass nicht eingelöst werden kann. Ehrlicher wäre es, von Halbschattenrasen zu sprechen. Unter dicht belaubten Bäumen, oder an einer Nordseite wird man nie eine befriedigende und belastbare Rasendecke herstellen können.
Aus diesem Grund gehört in modernen Fußballarenen der regelmäßige Rollrasenwechsel zum normalen Pflegeplan. Durch die weit auskragenden Tribünenüberdachungen kommt einfach nicht mehr genug Sonnenlicht zum Spielfeld.
6. „Ich mähe lieber seltener, dafür schneide ich den Rasen kürzer“. Die beste Methode, um den Rasen in Rekordzeit zu ruinieren. Umgekehrt wir ein Schuh draus: möglichst häufig mähen und wenig abschneiden. Die gärtnerische Faustregel lautet: Die Hand mit der Handkante senkrecht ins Gras stellen. Wenn der Rasen über handhoch ist, wird gemäht. Schnitthöhe: halbe Hand, also ca. 4-5 cm. Bei gut gepflegtem, also regelmäßig gedüngtem und gewässertem Rasen ist das einmal pro Woche. Golfgreens werden übrigens täglich gemäht, die Schnitthöhe beträgt 0,5 cm. Das funktioniert aber nur mit Intensivrasen (siehe Punkt 1.)
7. „Rasen ist doch sowieso unökologisch“: Wahr und falsch, gepflegter Rasen produziert in hohem Maß Sauerstoff, mehr noch als Wald. Eine Rasenfläche von 500 qm machte eine vierköpfige Familie in puncto Sauerstoff autark.
Rasen bindet auch sehr viel CO2, allerdings wird das durch das Mähen mit Benzinmotorgeräten wieder mehr als zunichte gemacht. Ökologisch sinnvoll wäre es, den Rasen mit Ökostrom elektrisch zu mähen oder noch besser gleich mit einem handbetriebenen Mäher zu arbeiten. Dann ist Rasen auch ökologisch völlig ok.
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