Unter dieser Rubrik sollen in loser Folge Grüne Freunde vorstellig werden, die nach meiner Meinung etwas mehr Aufmerksamkeit und Verbreitung verdient hätten. Einfach weil sie ungewöhnlich gut aussehen, im hiesigen Klima und mit den eher schwachen Brandenburger Böden gut klar kommen und last not least wenig an Schädlingen und Krankheiten leiden. Aber auch Helden haben ihre Schwächen.
Unser heutiger Kandidat ist ein Musterbeispiel dafür: die Eselsdistel. Sie könnte auch Edeldistel heißen, denn sie ist über und über mit einem silbrig-weißen Pelz bedeckt und zeigt aristokratische Haltung. Die gesamte Gestalt dieser Pflanze wirkt kraftvoll, ornamental, aufrecht. Ihre eindrucksvoll bestachelten Blätter signalisieren: „Gucken ja – anfassen besser nicht“. Als krautiges Gewächs ist sie ein Riese, mit einem Durchmesser von einem und einer Höhe von zwei Metern. Geht aber auch noch größer. Diese gewaltige Phytomasse bildet sich innerhalb von zwei Jahren aus einem kaum linsengroßen Samen. Von Juli bis September des zweiten Jahres spriessen zahlreiche Distelblüten, die die Familie der Korbblütler anzeigen, also die Verwandtschaft mit Sonnen-, Ringel und Gänseblume. Nach der Blüte reifen die Samen und die gesamte Pflanze stirbt ab. Stiele und Blütenknospen sollen, rechtzeitig geerntet, schmackhaft sein und lassen sich wie Spargel oder Artischocken zubereiten. Das will ich dieses Jahr unbedingt mal ausprobieren.
Kombiniert mit mittelhohen Gräsern, blaugrau belaubten Stauden und grobem Schotter oder Kies, kann ich mir im Garten kaum was schöneres vorstellen als dieses wirklich große Gewächs mit dem botanischen Namen: Onopordum acanthium, was soviel bedeutet wie „stacheliger Eselfurz“. Man sagt, sie sei nicht so gut für die Verdauung der Huftiere. Bei Menschen soll sie aber allgemein heilsam und lindernd wirken.
Ein weiterer Name: Schottische Distel. Der Legende nach vereitelte die Pflanze eine Invasion der Wikinger auf den nördlichen Teil des Vereinten Königreichs. Die des Nachts angreifenden Nordmänner traten in stachelige Distelblätter und verrieten sich dabei lautstark. Zum Dank zieren diese Blätter seit dem 13. Jahrhundert das schottische Wappen und deshalb der Zweitname.
Noch ein Vorteil: diese Pflanze braucht praktisch kein Wasser und keinen Dünger! Und als gebürtige Mediterranierin ist sie sowas von hitzereresistent. Damit zählt die Eselsdistel zu den Gewinnern des Klimawandels und wird sich in Zukunft auch verstärkt natürlich ausbreiten. Die Bodenbeschaffenheit ist ihr eher egal. Eine gewisse Vorliebe für Brachen, Schutt und Steinuntergründe also ruderale (gestörte) Böden kann man unterstellen.
Was also ist der Nachteil?
1.Der ganze Zauber funktioniert nur bei viel Sonne und ausreichend Platz.
2.Durch den Zweijahreszyklus verändert sie ständig ihren Standort und keimt auch da, wo man am wenigsten damit rechnet. Oft entstehen an den abstrusesten Orten die schönsten Exemplare.
3.Die Pflanze ist invasiv, vermehrt sich also brachial. Am Besten den Flor gleich nach dem Verblühen abschneiden. Nur ein oder zwei Blüten zu Samen reifen lassen und diese ernten bevor sie davonfliegen. Es sei denn, man möchte den Nachbarn ärgern, der in Hauptwindrichtung liegt.
Die Fotos zeigen Onopordum kombiniert mit Allium christophii, Iris elatior und Sedum cauticola. Der Untergrund ist mit Schotter abgemagert und mineralisch gemulcht.