Heute ist der 4te Juli. Für uns Deutsche ein Tag wie jeder andere, für die Amerikaner der Nationale Unabhängigkeitstag. Was uns nicht weiter stören sollte, da gratuliert man einem zufällig anwesenden Amerikaner höflich und gut ist es.
Wenn man nicht gerade erstens mit einem verheiratet ist und zweitens eine weitere eine gute Freundin nennen würde, die wiederum einen englischen Konversationskurs für ganz entzückende älteren Herrschaften geben würde. Und dafür koche und backe ich häufiger mal angelsächsisch. Letzte Woche haben wir das traditionelle Picknick für den 4th of July vorgezogen. Einmal, weil am echten Feiertag schon Ferien sind aber auch, weil ich heute wirklich was anderes zu tun habe. Aber von vorn:
In den USA ist der Nationalfeiertag *der* Tag für Picknicks mit Familie und Freunden. Man trifft sich hauptsächlich in Parks oder an öffentlichen Plätzen, oft wird dort ein Programm geboten und man kann das traditionelle, örtliche Feuerwerk sehen. Gut, damit konnte ich jetzt nicht dienen, unser Picknick-Tisch wurde im abgelegenen Obstgarten aufgebaut aber immerhin, wir hatten Sonne und amerikanisches Essen.
Als da wäre zum Beispiel der amerikanischte Salat überhaupt – der Cole Slaw. Ein ganz einfacher Salat, extrem gut vorzubereiten und unglaublich lecker. Wenn als Beilage gedacht, reichen sechs Personen
1 halber Weißkohl
1 Zwiebel
2 mittlere Möhren
1/2 Glas Miracle Whip
2 Eßl Weißweinessig
2 Eßl Zucker
Das Gemüse wird in sehr feine Streifen geschnitten und in eine Schüssel gegeben. Darüber kommt dann die Mixtur aus Miracle Whip, Essig und Zucker. Gut durchrühren und mindestens 12, besser 24 Stunden kühlen, zwischendurch immer mal wieder umrühren. Und als kleiner Tip: Nicht Miracle Whip Light nehmen – die paar Extra-Kalorien machen die Hüfte bei diesem Essen auch nicht mehr runder, aber es schmeckt wesentlich besser. Und: Auf keinen Fall normale Mayonnaise nehmen.
Dann hätten wir den Globetrotter unter den Salaten – den Kartoffelsalat. Fast jedes Land hat einen. Oder drei. Oder 67 Arten ihn zuzubereiten. In Louisiana wird er gerne so gegessen:
700 gr Kartoffeln, gerne rote, aber wenn es sie nicht zu kriegen sind, sind normale deutsche Festkochende ok
2 hart gekochte Eier
5 Lauchzwieblen
1 grüne Paprika
1 eingelegte Gurke
1/2 Glas Miracle Whip
1 Tel Senf
1 Tel Worcestershire sauce
1 Tel Salz
Die Kartoffeln in der Schale in Salzwasser kochen. Zusammen mit den Eiern pellen und in kleine Würfel schneiden, die Eier mit der Gabel zerdrücken. Zwiebeln, Paprika und Gurcke würfeln und zu den Kartoffeln und Eiern geben. Das Dressing aus den übrig gebliebenen Zutaten mixen und über den Salat geben. Auch hier schaden 12-24 Stunden durchziehen lassen nicht.
Etwas mehr Arbeit, aber einfach mal was anderes sind die Scotch Eggs. Dazu brauchen wir
10 hart gekochte Eier
500gr Gehacktes halbundhalb
2 Eier
Salz
Pfeffer
1Tel Senf
1/2 Tel Muskatnuss
1/2 Tel Zimt
Mehl
Paniermehl
Die Eier pellen und auskühlen lassen. In der Zeit die Fleischmasse mit einem Ei, Salz, Pfeffer, Senf, Muskatnuss und Zimt vermengen. Dann die Eier einzeln und lückenlos mit dem Fleisch umhüllen, das geht besser, als man so meinen mag. Wie ein Wiener Schnitzel jedes Ei in Mehl, verschlagenem Ei und Paniermehl wälzen. Dann für ca, 5 Minuten in die Friteuse bei 180 Grad geben. Die Eier kann man gut am Tag vorbereiten, da sie kalt gegessen werden. Scotch Eggs eignen sich auch gut für eine lange Autofahrt, normale Ausflüge mit immer hungrigen Kindern oder für ein kaltes Buffet. Ehrlich gesagt, ich hab sie zum ersten Mal ausprobiert und bin begeistert.
Chicken-Wings waren das einzige, was ich so aus dem Supermarkt geholt habe. Man kann sie richtig gut selbst marinieren, weiß ich, ja. Aber meine Zeit war begrenzt und manchmal muss man einfach wissen, wo man wie seine Abstriche macht Ressourcen nutzt. Und den Fruchtsalat erklär ich jetzt mal nicht. Wichtig sind hierbei nur die Blaubeeren. Viele Blaubeeren.
Etwas, was bei absolut keinem amerikanischen Picknick fehlen darf, und was ich persönlich gar nicht mag, sind PBJ – Peanut Butter and Jelly Sandwiches. Grauenhaft süss und klebrig, aber gnade einem die Freiheitsstatue, wenn man sie vergißt. Gemacht sind sie schnell, daher sind sie wohl auch so beliebt.
Auf eine Scheibe Sandwichbrot kommt eine Schicht Erdnussbutter ohne Stückchen und darüber eine Schicht irgendwie geartetes Gelee, keine Marmelade. Darauf dann eine zweite Scheibe Brot. Entweder man schneidet das Ganze dann in große oder kleine Dreiecke – ich hab kleine genommen, damit man nicht soviel wegschmeissen muss, wenn man es nicht mag. Seltsamerweise haben die Gäste die Dinger zwar nicht unbedingt geliebt, aber so schlecht fanden sie sie nun auch nicht. Strange.
Und als Dessert gab es Lemon Meringue Pie. Das ist wieder eines dieser Dinge, in denen im Rezept steht: „Fill in a baked pie crust…“ was in etwa das Äquivalent für „Nehmen sie einen Wiener Boden“ ist – macht kein Mensch mehr selbst. Es sei denn, man wohnt gerade in einem anderen Land. Dieses Rezept ist ein elaboriertes und langes und würde den Rahmen dieses Eintrages sprengen. Wenn Bedarf besteht, schiebe ich das gerne noch mal nach.
Zu trinken gab es übrigens Iced Tea und selbstgemachte Limonade (ein Teil Zitrone, ein Teil Läuterzucker, mit Mineralwasser auffüllen, Eis drauf, fertig), Kaffee und Tee. Und ein sehr guten Rotwein, hier haben wir den Stilbruch eines Nicht-amerikanischen Weins gemacht. Aber er paßte sehr gut.
In einem Satz, unser vorgezogenes Freiheits-Picknick war ein voller Erfolg. Das nächste wirklich große Mahl wird dann Thanks-Giving sein. Wobei schon angemerkt wurde, dass die Zeit bis dahin zu lang sei und wir mindestens ein kleines Back-to-school meal haben sollte.
Ich arbeite dran.
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