Was macht so ein Computer-Nerd, wenn er Freizeit hat? Natürlich an irgendwelcher Technik rumspielen, programmieren oder sonstwie zu optimieren. Fast richtig. Das ist es, was wir gerne tun, aber manchmal muss auch was anderes her. Der eine betätigt sich sportlich, der andere schweißt Fahrräder zusammen und mich packt ab und zu die Lust, rauszugehen in die Natur.
Über Ostern habe ich mit einem Projekt angefangen, welches irgendwann mal Teil eines eigenen Artikels werden wird. Aber schon lange davor ist die Wohnung zu einem kleinen Sammelbecken von Dingen geworden, die diesem Drang nach draußen als Beweise dienen.
Manchmal sind es nur ganz kleine Dinge, die der zufällige Besucher gar nicht wahrnimmt, wie z.B. das glattgeschliffene Stück Wacholderholz, groß wie ein Damestein. Nach dem Lesen eines Krimis, dessen Hauptakteur ständig dabei war kleine Holzstücke mit Sandpapier zu bearbeiten, hatte es mich gepackt und ich habe im Garten meiner Eltern einen Ast vom Wacholder bearbeitet. Die Bearbeitung von Holz kann sehr befriedigend sein, denn es zeigen sich schnell Erfolge, aber es muss auch lang genug eine gleichförmige Bearbeitung geschehen, wodurch ein fast schon meditativer Zustand erreicht wird. Perfekt für einen Hirnarbeiter wie mich. Letztlich ist das gute Stück aber im Kinderzimmer verschollen, also musste etwas neues her.
Viel prominenter, weil größer und schöner ist aber das Schwert. Genau genommen ein sogenanntes Iaito, ein Übungsschwert. Begonnen als Ausgleichstraining und jetzt aus Zeitmangel nicht mehr gebraucht, ist es zu einer dieser modernen Trophäen geworden. Es erinnert daran, dass es Spaß gemacht hat eine Zeitlang in Samuraibekleidung gleichförmige Übungen immer wieder zu praktizieren. Es ist zu groß, um irgendwo in einem Schrank zu verschwinden und noch dazu ist es immer für eine kleine Anekdote zu gebrauchen. So war es mir seinerzeit unmöglich, dieses gute Stück nach Korea einzuführen. In Japan gekauft und genauestens bei der Ausreise untersucht (echte Katanas sind Kulturschätze und dürfen nicht ausgeführt werden) musste ich es in Seoul am Flughafen dem Zoll geben. Schon als der Karton auf das Gepäckband kam war klar, dass das nicht einfach wird. Mit einem grossen grellroten Aufkleber versehen, auf dem stand: „Gehen Sie direkt zum Zoll“. Etwas anderes war auch gar nicht möglich, denn die Zollbeamten fingen schon an, sich darum zu scharen. Nach relative kurzer Zeit war dann klar, dass keinerlei dolch- und schwertähnliche Gegenstände eingeführt werden dürfen, egal wie unecht. Aber ich dürfe es da lassen und es wieder mit nach Japan zurücknehmen, was ich dann nach ca. einem Monat getan habe. Die Beamten bei der Polizei waren jedenfalls sehr erheitert ob meiner Versuche, eine Genehmigung zu bekommen. Immerhin habe ich jetzt einen Freund beim Zoll, der mir zwar das Schwert abnehmen musste, aber sich mit mir begeistert über Kampfkunst unterhalten hat.
So steht das Schwert gut verpackt in der Ecke unter dem Bild der Oma. Einen Schwertständer habe ich nicht übers Herz gebracht, das wäre dann doch etwas dick aufgetragen.
Aber daneben, und noch im Gebrauch, steht dann die neueste Trophäe. Wieder zurück zum Holz, habe ich mir ein Wochenende geführte Auszeit gegönnt. Aus einem ziemlich dicken Stück Baum wurde unter Anleitung ein schöner Holzbogen. In gewisser Weise ist es mir immer noch ein Rätsel, wie aus dem eckigen und groben Stück Stamm dieser glatte, biegsame und abgerundete Bogen werden konnte. Jetzt ist der Bogen da und ich muss sehen, dass ich genug Zeit freischaufele um ab und an auf den Schiessstand zu gehen. Wobei auch hier wieder die Bearbeitung des Materials fast schon mehr Freude bereitet, als die Benutzung. Nichts anderes ist es mit den Handys und Routern und sonstiger Technik. Da macht die Optimierung und das zusammenbasteln mehr Spass als die Benutzung … das ist doch was für User.