Mein Name ist Thomas Brunsch, ich bin Garten- und Landschaftsarchitekt und ein Verbündeter. Ich kümmere mich um die schönen und praktischen Dinge ausserhalb des Hauses.
Wenn in Japan ein gern gesehener Gast sein Erscheinen ankündigt, ist es Sitte, ihm zu Ehren den Garten durchdringend zu bewässern. Die feinsinnigen Ostasiaten wissen, frisch angefeuchtet wirken Steine, Wege und Pflanzen einfach am Besten.
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In unseren Breiten unterschätzen Gartenbesitzer den Wasserbedarf ihrer grünen Zöglinge regelmäßig. Sprüche wie „ …wird schon alles wieder grün werden“ helfen im Hochsommer bei brüllender Hitze nicht wirklich weiter. Durch Trockenstreß verschiebt sich beispielsweise die Artenzusammensetzung im Rasen irreversibel. Dadurch können Wildarten wie Löwenzahn, Klee oder Wegerich Fuß fassen oder sich weiter ausbreiten. Wohl kaum umsonst lernt ein Gärtnernovize in seiner Ausbildung schon früh, dass man sich mitunter als „Dödel der auch bei Regenwetter gießt“ outen muss, um einen Garten perfekt zu pflegen.
Die tatsächlich benötigte Wassermenge richtet sich nämlich nach der Verdunstung des Bodens und der pflanzlichen Transpirationsrate und beides findet unabhängig davon statt, ob es nun gerade ein paar Tropfen nieselt oder nicht. Richtig wissenschaftlich heißt das Evapotranspirationsrate. Sie liegt im Sommer bei 10-15 mm pro Tag und Quadratmeter. Das bedeutet, um den Wasserverlust auszugleichen müssen täglich 10-15 Liter pro Quadratmeter gegossen werden. Oder nach zwei Tagen 20-30 Liter. Natürliche Niederschläge erreichen diese Werte sommers nur selten.
Richtiges, sprich ausdauerndes Wässern verringert den Gesamtwasserbedarf, da das Wasser tief in den Boden eindringt und nicht sofort wieder oberflächlich verdunstet. Die Faustregel lautet deshalb: Seltener dafür aber durchdringender zu wässern. Am Ende sollte der Boden mindestenes 5cm tief durchfeuchtet sein, im Hochsommer mindestens zweimal pro Woche. Solches Handeln strapaziert das Budget an Freizeit und die Wasseruhr. Schnell hat man aber auch mal den laufenden Regner vergessen und den Rasen in eine Sumpflandschaft verwandelt, die an die Zeit erinnert als sich hier noch Germanen und Slawen Gute Nacht sagten.
Das Bewässerungsproblem ist in unserer Region besonders ausgeprägt. Berlin-Brandenburg wird hinsichtlich der verfügbaren natürlichen Niederschläge auch gern einmal als Sahel-Zone Deutschlands bezeichnet. Hinzu kommen überwiegend Sandböden, die soviel Feuchtigkeit und Wasser festhalten können wie ein kaputtes Küchensieb. Der Klimawandel tut das Übrige.
In Zukunft wird sich das Verhältnis zwischen Höchsttemperatur und Niederschlag weiter zuungunsten ambitionierter Gartenkultur verschieben.
Was tun? Eigentlich können dem erwerbstätigen und familiär positiv eingestellten Grundbesitzer nur Heinzelmännchen helfen. Wichtel, die den Schlauch ausrollen, den Regener ausrichten, umsetzen und das Wasser pünktlich auf- und wieder zudrehen. Schlauch aufwickeln und alles ordentlich wegräumen bitte nicht vergessen. O.k. ein Traum, aber etwas ähnliches gibt es wirklich – in Gestalt einer automatischen Bewässerungsanlage. Moderne Systeme, vor allem der namhaften amerikanischen Hersteller wie Hunter, Rainbird oder Toro, sind zuverlässig, sparsam und wartungsarm. Wenn ein Fachmann die Anlage plant, kann für jeden Vegetationstyp die richtige Bewässerungsmethode vorgesehen werden.
Es gibt Sprüh-, Getriebe- und Rotationsregner, die sich hinsichtlich der ausgebrachten Wassermenge und der Wurfweite deutlich unterscheiden. Bäume können durch Wurzelbewässerung direkt unterirdisch getränkt werden. Druckkompensierte Tropfrohre eignen sich für lineare Elemente wie Hecken und Einfassungen oder in flächiger Verlegung für dichte Gehölz oder Staudenstrukturen.
Ein neues und wirklich cleveres Feature ist der „Solarsync“, den Hunter seit vergangenem Jahr anbietet. Diese Sensorstation erfasst ständig Sonnenscheindauer, Niederschlag und Temperatur und errechnet daraus die optimale Niederschlagsrate für jede Jahreszeit. Nachjustierungen der Bewässerungsdauer und -häufigkeit zwischen Frühling, Hochsommer und Herbst werden dadurch hinfällig. Die Anlage arbeitet ganz autonom und optimal zu jeder Jahreszeit. Wirklich ambitionierte Gartenbesitzer können die Daten mittels einer speziellen Software über ihren Computer abrufen und jederzeit via Internet die Tätigkeit ihrer Bewässerungsanlage überprüfen bzw. ferngesteuert sarten. Letztlich ist das alles nur eine Frage der Bewegung zwischen Daumen und Zeigefinger oder anders gesagt: des lieben Geldes. Für die Herstellung einer Bewässerungsautomatik sollte man bei durchschnittlicher Gartengröße 3500 – 10000 Euro einrechnen.
Ideal ist der Betrieb einer solchen Anlage immer dann, wenn man bereits über einen eigenen Brunnen verfügt und die Wasserkosten ohnehin nicht ins Gewicht fallen. Dann lohnt sich die Investition sehr schnell. Welchen technischen Aufwand man am Ende wirklich betreiben möchte, sollte man im vertrauensvollen Gespräch mit einem Fachmann klären. Wem das alles zuviel TamTam ist, der sollte vielleicht über die Anlage eines Trockensteingartens nachdenken. In Japan heißt der übrigens Kare san sui.
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