Ein Arbeitszimmer für den Autor, Teil 23 – Fazit und abschließende Worte

Fertig! Nein, wirklich — gut, bis auf die Stelle an der Decke, die noch gestrichen werden muss, weil damals dort die Lampe hing; bis auf die Verkabelung der neuen Lampe, die im Moment zu stark auf Isolierband setzt; auf die Kisten mit Unterlagen, die noch in die richtigen Ordner einsortiert werden müssen; auf den Abschluss des Fußbodens zum Flur, der noch gebaut werden muss; auf die Kabel zum Kindertisch, die noch verstaut werden müssen … aber im Prinzip, faktisch, grundsätzlich ist das Zimmer so fertig, wie es jemals sein wird. Zeit für ein Fazit.

Was funktioniert hat

Zu meinem Erstaunen, nein, zu meiner Verblüffung ist am Ende mehr oder weniger alles so geworden wie geplant. An keiner Stelle musste irgendwas hoch- oder abgerissen, die Pläne grundlegend geändert oder etwas aufgegeben werden. So gesehen hat alles irgendwie funktioniert. Der beste Beweis dafür ist, dass die Schönste Germanin jetzt ständig am Schreibtisch im Keller sitzt, während sie dort früher nie war.

Wenn ich ein Element als besonderen Erfolg hervorheben sollte, wäre es der Sehr Große Tisch. Vergleichsweise einfach zu bauen, stabil und halt groß, hat es schon den ersten erfolgreichen Puzzle-Test mit dem Nachwuchs bestanden. Für eine etwas gepflegtere Verwendung — als Esstisch, zum Beispiel — bräuchte man härteres Holz und auch die Oberfläche müsste besser geglättet werden. Aber das wäre nur eine Fleißaufgabe. Einen solchen Tisch würde ich jederzeit wieder in Angriff nehmen.

Was nicht funktioniert hat

Wir ignorieren in diesem Abschnitt die Dinge, die nicht perfekt geworden sind, weil sie Teil eines Lernprozesses waren. Dabei steht an erster Stelle der Holzfußboden, der in seinen ersten Abschnitten (dummerweise direkt an der Tür) halt nicht so gut gelungen ist wie in den letzten (im Achteck). Bei solchen Dingen war immer geplant, ein gewisses “Lehrgeld” zu zahlen.

Das größte Problem ist der Schlitz im Utility Table, der auf den Fehler der premature optimization zurückzuführen ist. Erstmal steht der Drucker darüber — auf Jahre übrigens. Überhaupt macht der kleinste Tisch die größten Probleme, denn die Fugenverbindung zwischen den Brettern ist leicht aufgebrochen. Offenbar wird die Last der Regale nicht richtig abgefangen.

Weiter: Bei der Oberflächenbehandlung haben die beiden Schichten Klarlack absolut nicht ausgereicht an den stark belasteten Kanten des Welteroberungstisches.

Im Laufe des Jahres — wenn es irgendwann trocken genug werden sollte, um richtig zu lüften — werde ich die Tische alle freiräumen, säubern, die Lasur nachbessern und dann die Oberfläche neu versiegeln. Ich hatte zwischendurch überlegt, die Kanten mit Metallleisten aus Messing zu bewehren, schrecke aber wegen der Winkel am Welteroberungstisch und meinem völligen Unwissen über die grundlegendsten Handgriffe bei der Metallverarbeitung davon ab.

Und dann wäre da noch der Welteroberungstisch selbst.

Der Welteroberungstisch als Weißer Wal

Mit dem bin ich, wie bereits angedeutet, am wenigsten zufrieden; wir haben auch schon über Alternativen gesprochen. Zwar funktioniert er als Tisch tadellos — er ist flach und man kann Dinge darauf stellen — und erfahrungsgemäß fallen die Probleme Besuchern nicht weit auf. Aber nur, weil ich die klaffenden Spalten mit großen Mengen von Sägespänen verschlossen und dann das Ganze unter Lasur und Lack begraben habe. Hier bin ich schlicht an meine Grenzen gestoßen, erstmal zumindest: Zu ungenau gemessen, zu ungenau geschnitten, die Elemente nach der falschen Strategie montiert.

Trotzdem, ich bin froh, dass ich es versucht habe. Die Vorstellung von einem Tisch, der das Achteck rundherum ausfüllt, verfolgt mich seitdem wir eingezogen sind. Allein für meinen Seelenfrieden musste ich es probieren. Ja, es drängen sich gewisse Parallelen zu Moby Dick auf, denn manchmal muss ein Mann … und so weiter. Besser so als sich das restliche Leben zu fragen, wie es denn gewesen wäre.

Was ich anders machen würde

Vor dem nächsten Projekt dieser Größe würde ich mir eine gute Tischkreissäge besorgen. Zwar ging es recht gut mit den Handsägen, hauptsächlich einer Stichsäge, aber es wäre wesentlich einfacher und genauer mit dem richtigen Werkzeug geworden.

Ich würde auch zögern, nochmal einen Holzfußboden selbst zu verlegen. Nicht weil dieser so misslungen wäre, sondern weil es unfassbar viel Arbeit ist.

Was man noch wissen muss

Trotz dieser Anstrengungen, den ganzen gerauften Haaren und einzelnen Enttäuschungen war das ganze Projekt für mich in gewisser Weise wie ein langgezogener Urlaub. Für die restliche Familie war es, äh, nicht ganz so erholsam. Die Hauptbauzeit dürfte sechs Monate betragen haben. Während dieser Zeit war ich hauptsächlich im Keller, wenn nicht körperlich, dann geistig.

Ohne die Unterstützung der Familie geht so etwas nicht. Ich habe das große Glück, dass die Schönste Germanin ein erstaunliches Verständnis für meine Neigung hat, Dinge mit einer gewissen Besessenheit zu machen, und daher gebührt ihr der größte Dank. Wer so einen Umbau in Angriff nimmt, sollte sich vorher seines Rückhaltes sehr sicher sein.

Am Ende: Was it all worth it?

Schauen wir uns nochmal den ersten Eintrag der Serie an und holen uns das Bild von dem Teil des Zimmers heraus, wo heute der Welteroberungstisch steht:

Stilistisch ist das wohl keine Frage und von der Funktionalität auch nicht. Und schließlich gibt es den wirklich wichtigen Grund: Etwas aus der Vorstellung wirklich werden zu lassen, ist immer befriedigend, um nicht sagen, ein Rausch.

(Diese Reihe ist meinem Vater Dr. Douglas K. Stevenson gewidmet)

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