Besitzer: Ingo
Seit: 2007
Wo: Irgendwo in Berlin
Können wir mal bitte alle unsere Vorurteile rauskramen und unser geistiges Auge durch ein typisches Nullachtfuffzehn-Jungesellen-Wohnzimmer streifen lassen? Was sehen wir? Also ausser dem riesen Flachbild-Fernseher. Da hätten wir ein echtes, männliches Leder-Sofa, einen Holztisch, auf den ordentlich was draufpasst, weisse Wände, Deckenstrahler und als Deko eine einsame Kerze, damit man bei Damenbesuch den Romantiker geben kann.
Fertig vorgestellt? Dann schauen wir uns Ingos Wohnzimmer an und überlegen uns, warum Vorurteile Vorurteile heissen. Das einzige, was von der vorherigen Aufzählung bleibt, ist nämlich das Ledersofa – ob es nun „echt männlich“ ist oder nicht, vermag ich nicht abschließend zu beurteilen, aber es ist gemütlich und man kann Stunden darauf verbringen. Und mit den gesammelten Fernbedienungen spielen, von denen im übrigen keine zu einem irgendwie gearteten Fernseher gehört.
Sondern zu der, ich gebe es zu, eher der dem X-Chromosom zugeschriebenen Affinität für hochwertige Musik- und Lichtechnik. Wobei diese hier sich gut in das Zimmerkonzept einfügt, zwar sind die Boxen groß – weil gute Boxen das wohl sein müssen – aber die Dinger wirken so, als ob sie hier rein gehören.
Die beiden Schrankelemente bestehen aus schwarzem Holz und ebensolchem Glas. So grauenhaft das zum Putzen ist – sie sind in dieser Wohnung mein obligatorischer Neidfaktor. Sie sind nämlich auf Maß und nach Ingos Vorstellungen von einem Tischler gefertigt worden. Ich steh ja so unglaublich auf Unikate. Wenn sie dann noch extra und nur für mich gemacht sind, werde ich ganz schwach. Und die Babies hier passen sich einfach perfekt in den Raum ein.
Im Schrank an der Wand ist denn auch mein absoluter Lieblingsplatz – die Wein-, Crémant- und Sektschatulle. Zum rausziehen und vor allem immer sorgsam mit sehr edlen Tropfen gefüllt.
Die Wände sind, wie unschwer zu erkennen, nicht weiß, sie sind noch nicht mal einfarbig, sondern in einem warmen Rot und einem ebensolchen Gelb gehalten. Was sich tapfer anhört, ist durchaus ausgeklügelt und anheimelnd. Bei Tageslicht wirkt das ganze Zimmer bis in den hintersten Winkel hell – im Erdgeschoß und mit Bäumen vor dem Fenster ist das nicht unbedingt selbstverständlich. Statt einer Deckenleuchte wurden an der Wand Glühfäden angebracht, die sich stufenlos dimmen lassen und somit das Zimmer von den Seiten her beleuchten. Was wiederum sehr angenehm, faltenreduzierend und gemütlich ist.
Und weil ein so durchdachter und durchgestylter Raum ohne einen Stilbruch nicht vollkommen ist, steht in der Ecke noch der Geschenkeschrank. In diesen alten, nicht angeschlossenen Kühlschrank kommen alle Geschenke, die der Wohnungsherr übers Jahr hinweg für diverse Freunde und Verwandte findet rein und werden dann zu gegebener Zeit heraus gezaubert. Extrem verführerisch, da einfach mal rein zu schauen…
Und bevor wieder die Frage aufkommt – dieser Haushalt ist dann tatsächlich mal kinderfrei. Ein Grund, warum ich hier immer wieder gerne zum Luft schnappen hinkomme, mich mit Musik und einem guten Crémant verwöhnen lasse.
Wie würdest Du den Stil Deines Wohnzimmers beschreiben?
Tja, ich würde ihn Ingo nennen 😉
Seit wann ist es so eingerichtet?
Das Wohnzimmer ist seit etwa 4 Jahren so eingerichtet.
Selbst designt, designen lassen oder eine Mischung aus beidem?
Die Gestaltung ist 100% Ingo. Alles selbst entworfen, gezeichnet und dann machen lassen. Auch die Möbel habe ich selbst entworfen und dann mit Unterstützung des Tischlers verfeinert der sie mir dann gebaut hat.
Was gefällt Dir an dem Zimmer am besten?
Mein Wohnzimmer macht mir auch nach Jahren immer noch Freude. So frisch und zeitlos.
Gegen jede Mode.
Was ist Dir generell an einem Wohnraum am wichtigsten?
Es muss „the german Gemütlichkeit haben“ und es darf nicht so durchgestylt sein, dass man Angst hat dass das Design hin ist wenn man einen Stuhl verrückt.
Wenn Du könntest, wie Du wolltest, was würdest Du noch verändern wollen?
Nichts. Es ist gut so wie es ist.
Wie sieht für Dich der perfekte Tag in diesem Zimmer aus?
Ein leckeres Frühstück. Die Sonne schein herein.
Dann fängt es an zu regnen. Ich entscheide mich drinnen zu bleiben. Beim Frühstück läuft bereits entspannte Musik.
Ich bin einer von den alten Klangfetischisten und lege sehr großen Wert auf naturgetreue perfekte Musikwiedergabe.
Nach dem Frühstück lese ich ein Buch auf meinem Sofa auf dem „Musikplatz“ auf den die Stereoanlage eingemessen ist.
Das kann ich locker einige Stunden genießen.
Zum Abend kommen dann vielleicht ein paar Freunde oder eine Freundin. Wir kochen was, feiern und trinken leckere Cocktails.
Dann wird Doppelkopf gespielt. Vielleicht verlagern wir dann zu zweit aber auch den Rest des Abends ins Bad 😉
Wann hattest Du ihn das letzte Mal – den perfekten Tag?
Eigentlich fast jeden Samstag und auch manchmal Sonntags.
3 Responses to Zu Besuch im Junggesellen-Wohnzimmer